Nach dem Dreierversuch zurück zum Normalmodus
Bundestrainer Löw nimmt vom 3:3-Experiment in der Ukraine viel Positives mit und setzt nun gegen die Niederlande auf Bewährtes
Einmal Harakiri reicht, im Prestigeduell gegen die Niederlande macht Joachim Löw wieder ernst. »Es gibt sicher keine Dreierkette gegen Holland«, beruhigte der Bundestrainer sofort nach dem turbulenten 3:3 (1:3) in Kiew gegen die Ukraine, bei dem er mit dem gewagten Experiment seine Spieler nicht nur überrascht, sondern auch überfordert hatte. Beim Jahresabschluss am Dienstag in Hamburg möchte Löw zwar weiter für die EM 2012 tüfteln, aber mit bewährten Kräften wie Manuel Neuer, Per Mertesacker und Miroslav Klose insgesamt wieder auf Normalmodus umschalten.
»Das Grundsystem ist gefestigt und für die Mannschaft mit der größten Sicherheit behaftet«, betonte Löw, der bei den nur noch wenigen verbleibenden Testmöglichkeiten bis zum Turnier 2012 »immer mal eine Variante bringen möchte«. Gegen den WM-Zweiten Holland könnte das Modell mit der Doppelspitze Klose/Gomez eine Neuauflage erleben. Klose reiste nach überstandener Knieblessur ebenso in Hamburg an wie der Gladbacher Marco Reus nach seinem Magen-Darm-Infekt.
Ohne Klose war bei Löw in der Ukraine quasi über Nacht »die Idee gereift, hinten einmal auf eine Dreierkette umzustellen«, wie er verriet. »Viel Positives« nahm der 51-Jährige mit vom turbulenten Probelauf im EM-Endspielstadion 2012, auch wenn sein 3-4-2-1-System gegen kampfstarke Ukrainer bei der Premiere um ein Haar krachend gescheitert wäre.
Mit einer Dreierkette hatte das Nationalteam zuletzt 2002 unter Rudi Völler agiert - als Fehlschlag wollte Löw die Neuauflage nicht bewerten. »Ich war sehr zufrieden, auch wenn ich vielleicht einer der wenigen bin.« Die Gegentore von Andrej Jarmolenko und Sergej Konopljanka entstanden aus Kontern nach eigenen Ecken, dazu kam ein Sonntagsschuss von Sergej Nasarenko. »Ob Hummels, Boateng oder Badstuber, die haben das gut gemacht. Die Probleme haben wir nicht in der Dreierkette gehabt«, beharrte Löw.
Seine Spieler waren weniger begeistert - ohne Vorwarnung hatte der Bundestrainer seine im Schnitt 22,72 Jahre junge Startelf ins kalte Wasser geworfen. »Wir haben erst in der Mannschaftssitzung davon erfahren«, verriet Mats Hummels. und auch Bayern-Kollege Thomas Müller haderte mit dem Spontanversuch: »Das war ein bisschen auf gut Glück.« Mit seinem 3:3 verhinderte Müller die erste Auswärtsniederlage seit fünfeinhalb Jahren (1:4 in Italien).
Gegen Holland versprechen die Spieler ein anderes Auftreten. »Das wird ein Kräftemessen auf ganz hohem Niveau«, glaubt Mario Götze, der beim ersten gemeinsamen Einsatz mit Mesut Özil kaum Akzente setzen konnte. Das Mittelfeldduo agierte meist wie zwei Solisten. Für Kreativität sorgte der hinter ihnen agierende Münchner Kroos. »Toni war überragend gut. Bei ihm sind viele Fäden zusammengelaufen«, lobte Löw und verkündete mit Blickrichtung EM, dass er »das System nicht für Mesut und Mario umkrempeln« werde.
Ukraine: Rybka - Butko, Rakizki, Kutscher, Selin - Timoschtschuk - Konopljanka (90.+2 Fedezki), Besus (39. Nasarenko), Jarmolenko (82. Alijew) - Milewski (66. Devic), Schewtschenko (67. Gaj).
Deutschland: Zieler - Boateng, Hummels, Badstuber - Träsch (46. Schürrle), Khedira (46. Rolfes), Kroos (87. L. Bender), Aogo - Götze (66. Müller), Özil (66. Podolski) - Gomez (83. Cacau).
Tore: 1:0 Jarmolenko (28.), 2:0 Konopljanka (36.), 2:1 Kroos (38.), 3:1 Nasarenko (45.), 3:2 Rolfes (65.), 3:3 Müller (77.). Schiedsrichter: Velasco (Spanien). Zuschauer: 69 720.
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