Durchsucht

Josef Ackermann - der Deutsche-Bank-Chef bekam Besuch von der Staatsanwaltschaft

Hat Josef Ackermann als Zeuge versuchten Prozessbetrug begangen? Die Staatsanwaltschaft München hegt beim Kirch-Prozess offenbar diesen Verdacht. Jedenfalls ließ sie in der vergangenen Woche die Büroräume des scheidenden Deutsche-Bank-Chefs und weiterer Topmanager durchsuchen. Den Anwälten der Großbank geht dies zu weit: Sie wirft jetzt der Staatsanwaltschaft sowie dem Gericht Mauscheleien vor und stellte am Montag einen Befangenheitsantrag gegen die Richter. Das Verfahren wurde unterbrochen; die als Zeugin geladene Verlegerin Friede Springer durfte unverrichteter Dinge nach Hause fahren.

Ackermann hat bereits reichlich Erfahrungen mit der Justiz gesammelt - mit unterschiedlichem Ausgang. Beim Prozess um die Übernahme Mannesmanns durch den Mobilfunkkonzern Vodafone (2004-2006) wurde dem gebürtigen Schweizer von der Staatsanwaltschaft Untreue in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Das Verfahren gegen die prominenten Angeklagten wurde nach Freispruch und Aufhebung durch den Bundesgerichtshof gegen Geldauflage eingestellt. Zahlreiche weitere Klagen drehen sich zwar nicht um die Person Ackermann, dafür aber um das Geschäftsgebaren der Großbank unter seiner Führung. In den USA sind Milliardenklagen wegen dubioser Hypothekengeschäfte anhängig. In Deutschland gab es juristische Niederlagen wegen Zinswetten mit Kommunen und Stadtwerken, zahlreiche Verfahren sind noch nicht abgeschlossen. Wegen finanzieller Risiken aus Rechtsstreitigkeiten hat die Großbank hohe Rückstellungen gebildet.

Im Leo-Kirch-Prozess ist das Risiko kaum bezifferbar. Der inzwischen verstorbene Medienmogul hatte die Deutsche Bank verklagt, weil, so sein Vorwurf, Vorstandssprecher Rolf-E. Breuer die Pleite seines Firmenimperiums Anfang 2002 durch abwertende Äußerungen über Kirchs Kreditwürdigkeit herbeigeführt habe. Ackermann gehörte seinerzeit bereits als Leiter des Großkundengeschäfts dem Vorstand der Großbank an. In seiner Zeugenaussage Mitte Mai gab es aus Sicht des Gerichts Widersprüche zu früheren Äußerungen des 63-Jährigen.


Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.