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Achtung, Jugendgefährder!
Das Günter Grass-Haus Lübeck präsentiert eine Ausstellung zum Thema Adoleszenzliteratur
Es sind die wirklich großen Themen der Jugend, die das Günter Grass-Haus in Lübeck jetzt in einer ungewöhnlichen Sonderausstellung unter die Lupe nimmt: Es geht um Liebe, Schwärmerei, Identitätssuche, Sexualität, Gewalt, Gesellschaftskritik, Generationskonflikte - um Dinge also, die junge Menschen seit Jahrhunderten bewegen und mit denen sich auch die deutsche Literatur intensiv beschäftigt hat. »Jugendgefährdende Schriften. Von Goethe, Hesse, Grass & Co.« lautet das Motto der Schau, Anlass ist das fünfzigjährige Jubiläum der Novelle »Katz und Maus«, Herzstück der sogenannten Danziger Trilogie von Günter Grass.
In einem weiten geschichtlichen Bogen soll das Interesse der Besucherinnen und Besucher auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse dieses noch jungen Forschungsfelds der Germanistik gelenkt werden. Sieben Schlüsselwerke der deutschen Adoleszenzliteratur werden in der Schau vorgestellt: Johann Wolfgang Goethe: »Die Leiden des jungen Werther«; Karl Philipp Moritz: »Anton Reiser«; Frank Wedekind: »Frühlings Erwachen«; Robert Musil : »Die Verwirrungen des Zöglings Törleß«; Hermann Hesse: »Unterm Rad«; Günter Grass: »Katz und Maus« und Benjamin Lebert: »Crazy«. Es mag verwundern, dass die sogenannte Adoleszenzliteratur - also Literatur über den Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein - als eigenständiges Genre erst seit wenigen Jahren in der Germanistik erforscht wird. Ihre Wurzeln jedenfalls reichen weit ins 18. Jahrhundert zurück. Im öffentlichen Diskurs wird diese Lebensphase seit dem Erscheinen von Jean-Jacques Rousseaus »Emile oder über die Erziehung« (1762) nach und nach als eigenständige Entwicklungsphase des Menschen beachtet. Von da an besitzt das Thema auch einen festen Platz in der Literatur.
Auch wenn sich Erzählhaltung, Sprache und Stil in der Adoleszenzliteratur wandeln, ähneln sich die Themen durch die Jahrhunderte hinweg. Die darin zum Ausdruck gebrachte Kritik an überkommenen Verhältnissen ist die Ursache, warum die in dieser Ausstellung versammelten Texte als »Jugendgefährdende Schriften« eingestuft werden.
Die Ausstellung eröffnet einen Ausblick auf Jugenddarstellungen vor unterschiedlichen gesellschaftlichen und historischen Hintergründen. Entscheidende Passagen dieser Werke werden von jungen Schauspielern des Lübecker Theaters rezitiert, die in der Ausstellung auf Videoleinwänden zu sehen sind.
Das Begleitprogramm offeriert ein besonderes Highlight. Am 1. Dezember liest der Musiker und Allround-Künstler Farin Urlaub in der Universität zu Lübeck aus Goethes »Werther« und aus Musils »Törleß«.
»Jugendgefährdende Schriften. Von Goethe, Hesse, Grass & Co.« Ausstellung im Günter Grass-Haus in Lübeck, Glockengießerstraße 21, zu sehen bis 15. April 2012.
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