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Familiensache
Dschabir M. H. as-Sabah / Der bisherige Vize ist seit Monatsbeginn kuwaitischer Ministerpräsident
Nepotismus - die schamlose Begünstigung eines Vetters (lat.: Nepos) oder anderer Verwandter mit lukrativen Posten - ist weiter verbreitet als das Internet und vor allem älter. Und er existiert nicht nur im übertragenen Sinne, sondern ist in einigen Ländern überaus selbstverständlich, zum Beispiel in Kuwait, wo das Staatsoberhaupt, Scheich Sabah al-Ahmad al-Dschabir as-Sabah, vorige Woche Scheich Dschabir Mubarak as-Sabah zum neuen Premier ernannte. Wie unschwer zu ersehen ist, bleiben die beiden höchsten Ämter des Staates eine Familienangelegenheit der Sabahs.
Das ist so, seit Kuwait 1961 von der britischen Kolonialmacht als Emirat in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Dschabir Mubaraks Vorgänger war folglich auch ein Sabah. Dieser aber, Scheich Nasser Mohammed al-Ahmad as-Sabah, kriegte - obwohl es keinem der Sabah-Sippe an irgendetwas mangelt - den Hals nicht voll und bereicherte sich zusätzlich zum nicht allzu geringen Salär eines kuwaitischen Premiers auf selbst für Golfverhältnisse unanständige Weise.
Nur widerwillig und erst nach wochenlangen Protesten schickte der Emir seinen Ministerpräsidenten in die Wüste; dies wiederum nicht im sprichwörtlichen, sondern wörtlichen Sinne, denn Scheich Nasser Mohammed wird künftig nicht mehr im Regierungspalast, sondern tatsächlich nur noch in den sandigen Gefilden seiner Besitzungen residieren.
Über Nachfolger Scheich Dschabir al-Mubarak al-Hamad as-Sabah wird vom Hofe knapp mitgeteilt, er sei 1942 in Kuwait-Stadt geboren, verheiratet und habe Kinder. In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis er zum Herrscher steht, wurde nicht bekannt gegeben.
Sein Kabinett kennt der Neue gut. Seit 2001 Regierungsmitglied, war er bis Ende November stellvertretender Ministerpräsident und Verteidigungsminister. Innenminister war er auch schon. Seit 2004 präsidiert er dem Rat für Umweltschutz im Land. Wie die meisten seines Standes in Arabien frönt er der Falknerei, und er vergibt seit 2008 einen Journalistenpreis. Die Berichterstatter über die Untaten seines Vorgängers sollen bisher nicht als Preisträger nominiert worden sein.
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