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Empörung bei türkischen Kurden

PKK ruft nach tödlichem Angriff an der Grenze zu Irak zum Aufstand auf

  • Lesedauer: 2 Min.
Kurden in der gesamten Türkei sind empört. Die türkische Luftwaffe hatte bei einem Angriff auf vermeintliche PKK-Kämpfer am Donnerstag im Grenzgebiet zu Irak mindestens 35 Menschen getötet.

Istanbul/Ankara (AFP/nd). Nach dem Luftangriff der türkischen Armee im kurdisch dominierten Grenzgebiet zu Irak mit mehr als 30 Toten hat die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu einem Aufstand aufgerufen. »Wir rufen das Volk von Kurdistan auf, auf dieses Massaker zu reagieren«, erklärte Kommandeur Bahoz Erdal vom bewaffneten Arm der PKK am Freitag. Dies müsse mittels »Aufständen« geschehen. Die PKK benutzt diesen Begriff sowohl für Aktionen zivilen Ungehorsams als auch für gewaltsame Proteste und Angriffe auf die Sicherheitskräfte.

Erdal warf dem türkischen Militär vor, absichtlich Zivilisten in dem Gebiet angegriffen und ein »organisiertes und geplantes Massaker« verübt zu haben. Der Handel im Grenzgebiet sei bekannt, und es sei daher unmöglich, dass die Zivilisten nicht als solche erkannt worden seien. Der Gouverneur der Provinz Sirnak im Südosten der Türkei, Vahdettin Özkan, erklärte inzwischen, es seien Ermittlungen eingeleitet worden.

Die türkische Armee hatte behauptet, PKK-Rebellen im Norden Iraks beschossen zu haben. In der Region gebe es keine Zivilbevölkerung, sondern nur »Stützpunkte der Terrororganisation« PKK, hieß es auf der Internetseite des Militärs. Drohnen hätten in der Nacht eine Bewegung in Richtung der türkischen Grenze angezeigt, woraufhin der Luftwaffeneinsatz angeordnet worden sei.

Kurdische Politiker bezweifelten die Militärangaben und warfen der Armee Fehlverhalten vor. Der Lokalpolitiker Ertan Eris von der Kurdenpartei BDP sprach von einem Vorfall auf der türkischen Seite der Grenze im Dorf Ortasu. BDP-Chef Selahattin Demirtas warf der Armee ein Massaker an Zivilisten vor. Der BDP-Abgeordnete Hasip Kaplan sagte, die Behörden wüssten, dass die Bewohner der Grenzregion ihren Lebensunterhalt durch Schmuggel verdienten und regelmäßig die Grenze überquerten.

Der Vizechef der religiös-konservativen türkischen Regierungspartei AKP, Hüseyin Celik, sprach von einem möglichen Versehen des Militärs. Sollte es sich bei dem Angriff um »einen Irrtum oder ein Fehlverhalten« der Armee gehandelt haben, werde »die Sache nicht vertuscht«, sagte er. »Im Namen meiner Partei möchte ich unsere Betroffenheit und unsere Trauer zum Ausdruck bringen«, sagte Celik.

Als Reaktion auf den Zwischenfall demonstrierten in Istanbul mehr als 2000 Kurden gegen die türkische Regierung. Sie folgten damit einem Aufruf der BDP und nannten Regierungschef Recep Tayyip Erdogan von der AKP in Sprechchören einen Mörder.

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