Alarmsignale bei Unicredit
Mailänder Börse setzt Handel mit Unicredit-Papieren ab
Das Jahr 2012 beginnt für Italien so düster wie das Vorjahr endete: Die Börse in Mailand im Sinkflug, vor allem die Bankendaten geben Anlass zur Beunruhigung. Allen voran das Mailänder Flaggschiff Unicredit: Am zweiten Börsentag des Jahres stürzte die Aktie um 14 Prozent ab, am Donnerstag noch einmal um fast zehn Prozent, bis die Börse dann die Notbremse zog und den Handel mit Unicredit-Aktien zum zweiten Mal in dieser Woche aussetzte.
Die Bank hat strenge Auflagen zu erfüllen, nachdem die EU-Bankenaufsicht EBA ein Finanzloch von fast acht Milliarden Euro bei Unicredit ausgemacht hatte. Seit November hatte Bankenchef Federico Ghizzoni eine Kapitalerhöhung angekündigt. Mit hohen Rabatten will das Mailänder Kreditinstitut sein Kapital um 7,5 Milliarden Euro aufstocken. Da Großaktionäre wie die Mediobanca und Merril Lynch ihr die Einnahmen garantierten, scheint die von Ghizzoni angekündigte Summe sicher zu sein, allerdings war noch nicht klar, zu welchem Preis wie viele Aktien neu ausgegeben werden mussten. Derzeit liegt der Kurs bei 4,60 Euro - vor dem Aussetzen des Handels. Die Bank muss reagieren und verordnete sich zunächst eine drastische Verschlankung: Weltweit wurden 6150 Stellen abgebaut und ganze Abteilungen geschlossen.
Die Lage des italienischen Geldhauses wird auch von der desolaten Situation in Ungarn mitbestimmt. Über die Bank Austria, Tochter des Mailänder Unternehmens, ist die Unicredit stark in Budapest engagiert und leidet an den von der Orban-Regierung erlassenen Maßnahmen. Diese hat die Banken dazu gezwungen, die Kosten von einst billigen Krediten in ausländischen Währungen teilweise zu übernehmen. Zudem sitzt die Unicredit auf Milliarden an italienischen Staatsanleihen, deren Wert ebenfalls ungewiss ist.
Die Krise der Bank in Mailand wirkt sich auch auf die anderen Geldinstitute aus: Auf dem Mailänder Parkett verlor die Banca Popolare 9,5 Prozent an Aktienwert, die Ubi-Banca 8,0 Prozent. Die Banca Popolare di Milano büßte 6,3 Prozent ein und der Versicherer Fondazione SAI 10,5 Prozent.
Dabei hat der Sparkurs der Regierung Mario Monti erst begonnen. Solange diese ihr angekündigtes Wachstumspaket noch nicht vorgestellt hat, dürfte der Abwärtstrend der italienischen Werte weiter anhalten. Ein schwacher Lichtschimmer am Horizont: Fiat baut seinen Anteil am US-Autobauer Chrysler weiter aus und hält nun 58 Prozent der Anteile des Detroiter Unternehmens.
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