Macht hoch die Tür ...

Unglaubliche Gedanken über die Ursachen von Naziterror

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Kolumne – Macht hoch die Tür ...

Bei einer Podiumsdiskussion in der Münchner Jesuitenhochschule am vergangenen Donnerstag soll ein Diskussionsteilnehmer angesichts der Mordserie der rechtsextremen »Zwickauer Zelle« Folgendes von sich gegeben haben: »Eine gute und vernünftige Einwanderungspolitik muss zum Ziel haben, dass keine Kampfgruppen am rechten Rand entstehen.«

Der Mann habe sich, so die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) weiter, Sorgen um den sozialen Frieden in Deutschland gemacht. Es nütze nichts, wenn man die ganze Welt umarme, dabei aber die eigenen Bürger aus den Augen verliere. Folglich könne die Antwort auf die weltweite Migration »nicht lauten ›Macht hoch die Tür, die Tor macht weit‹«.

Wem machten da die Jesuiten die Tür auf? Einem Sympathisanten der Nazis? Oder ist er schon mehr? Die Nachfrage bei KNA ergibt, dass die Kollegen zum Wahrheitsgehalt der Meldung stehen. Der Mann, über dessen Auftritt sie berichteten, heißt Hans-Peter Uhl und gehört der CSU an.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit? Uhl zitierte ein altes Kirchenlied, das Barmherzigkeit anmahnt und sich so fortsetzt: »Es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, er Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.«

Reich von Rat? Das, was der Innenexperte der Union da suggeriert, ist ein gar übler Rat. Er heißt doch wohl: Je weniger Menschen mit ausländischen Wurzeln in Deutschland leben, umso weniger Veranlassung haben Rassisten, sich zu Mörderhaufen zusammenzuschließen, um eiskalt Nachbarn hinzurichten. Fast fühlt man Verständnis für junge Menschen, die mit Bomben und Pistolen - also gewiss etwas zu radikal - Gesellschaft mitgestalten wollen.

Geht's noch?! Ja, es geht leider noch weiter. So sehr man sich als Bürger unseres Landes mit dessen Herkunft auch weigern will, solche Gedanken einem demokratisch gewählten Abgeordneten zuzutrauen - Uhl scheint der richtige Mann, um aus der oft zitierten Mitte der Gesellschaft heraus rassistische Weltsichten zu bedienen. Uhl hat - vor einer ZDF-Kamera - das rechte Verständnis für Menschen, »die fremde Geräusche, Gerüche und Anblicke jeden Tag neben sich haben« und die von Politikern Antworten erwarten. Er gibt sie auch schon mal in der rechtskonservativen Zeitschrift des »Verbandes für Publizistik und Jugendbildung Epoche« zum Besten. Vehement ficht er gegen die »ewige Stigmatisierung der Deutschen«. Typen, die so agieren, hat eigentlich der Verfassungsschutz auf dem Zettel. Man muss nicht lange grübeln, warum daraus nichts folgt.

Dr. jur. Hans Peter Uhl, Lobbyist der Sicherheitsfanatiker und -profiteure, ist gegen einen Untersuchungsausschuss des Bundestages, der die aktuellen Naziverbrechen und eine mögliche Beihilfe von Behörden ausleuchten soll, um Schlussfolgerungen für den Rechtsstaat zu ziehen. Uhl, der Hardliner mit fast 37 Prozent der Stimmen aus München-West, betätigt sich lieber als Reinwascher seiner Konservativen-Kaste. Falls es überhaupt staatliche Versäumnisse im Kampf gegen Rechtsextremismus und Naziterrorismus gegeben haben sollte, so liegen die Ursachen in Thüringen und Sachsen, sagt er. Plebs aus dem Osten, wäre eine Übersetzung.

Um etwas Positives über den Bundestagsabgeordneten Uhl anzumerken: Der CSU-Mann sagt öfter als manch Gesinnungsgenosse aus der Mitte unserer Gesellschaft, was er denkt.

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