Wehdam

Konstantin Wecker tritt in München auf der Gegenveranstaltung zur Sicherheitskonferenz auf

  • Lesedauer: 2 Min.
Personalien – Wehdam

Dass Konstantin Wecker auf einer Friedenskundgebung auftritt, ist im Grunde nicht mal Ortsveränderung. Frieden singt er immer und überall. Für dieses eine Wort feierten oder beschimpften sie ihn. Als er 2003 mit einer Friedensdelegation nach Irak fuhr, geriet er ins Bashing der Bush-Sklaven in deutschen Medien - die heute kaum noch wissen wollen, wie hündisch sie damals Freiheit kläfften und Krieg meinten. Und Krieg bekamen.

Wecker, geboren 1947 in München, hatte seinen internationalen Durchbruch mit der LP »Genug ist nicht genug«. Die Ballade vom erschlagenen Willy wurde Kult. 1996 dann Drogenprozess mit Bewährungsstrafe. Wecker, das sind die Song-Klassiker (»Im Namen des Wahnsinns«, »Wenn die Börsianer tanzen«, »Wenn der Sommer nicht mehr weit ist«). Die Filmmusiken (»Die weiße Rose«, »Schtonk«, »Kir Royal«). Die Musicals. Als Zwölfjähriger sang er mit seinem Vater im Wohnzimmer große Oper. Das wichtige Früherlebnis: in Arien diese Welt verlassen können; die fortlaufende Zeit als Bedürfnis begreifen, nie Armut erleben zu müssen. Armut tritt ein, wenn Musik aufhört.

Wenn es einen Blues auf Bayerisch gibt - er hat ihn erfunden: den Wehdam. Jene Gemütsbewegung, bei der man meint, dass statt der Elstern dicke Hunde durch die Luft fliegen, und der Mensch latscht »vollgepackt mit ungelösten Fragen« durch den Park. Er wird so irre an der normalen Welt, dass er plötzlich »überm Anzug gern Dessous« trägt.

Man kann sich heute noch, da der Sänger längst meditative Ruhe fand, sehr gut vorstellen, wie dieser schwitzende, schonungslose Kerl in früheren Rauschzuständen Säle zum Kochen brachte. Er will mit Liedern seit über dreißig Jahren die Welt verändern, und sie hat sich verändert - »aber stets nur durch Idioten, nie durch mich«.

Ein König Kinderleicht - Weckers Immergrün ist gleichsam das Unkraut, das er gegen den eigenen Lorbeer wuchern lässt. Aber: auch ein König Schinderschwer im Weitblick - der nicht nur Eleganz hat, sondern auch ein arbeitendes Bewusstsein. Das faucht böse, witzig gegen Repression und Einschüchterung. Derzeit wieder. Er gibt, für den Frieden, keinen Frieden. Hans-Dieter Schütt

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.