Berliner Gymnasien unter Druck
Bildungsrauschen
Berliner Gymnasien geraten unter Druck. Der erste Durchlauf des Probejahrs in Klasse 7 drückt auf das Leistungsniveau. Schon jetzt kommen Gymnasien durch das verkürzte Halbjahr und den Doppelabitur-Jahrgang in zeitliche Enge. Die Gymnasien fordern daher, die Prüfung für den Mittleren Bildungsabschluss (MSA) an ihren Schulen zu kippen, die bislang alle Schüler ablegten. Damit werte man den MSA ab, so die Befürchtung der Sekundarschulen auf www.tagesspiegel.de (bit.ly/y0gLvc). Im Netz diskutierte man.
Für mathelehrer123 ist »der MSA in Mathe für fast alle Schüler eine notwendige Gelegenheit, Grundlagen zu wiederholen. Insbesondere nach dem Wegfall der 11. Klasse erscheint mir das sehr wichtig und kommt den zukünftigen Oberstufenschülern zugute. Die Situation für die (scheiternden) Siebtklässler ist noch schlimmer, als dem Artikel zu entnehmen ist. An meiner Schule gibt es eine Reihe Schüler, denen wir dringend zu einem vorzeitigen Wechsel auf eine andere Schule geraten haben. Doch selbst, wer will, kommt nicht weg: Es gibt keine freien Plätze an anderen Schulen! Die Personaldecke ist so ausgeknautscht, dass es GENAU so viele Lehrer gibt, wie man benötigt, um alle Schüler zu unterrichten (das bedeutet 100 % Ausstattung). Das ist der Offenbarungseid für die verfehlte Personalpolitik. Hier sitzen Schüler, die sich ein Halbjahr lang frustrieren lassen müssen und am Ende auf jeden Fall das Schuljahr nicht bestehen.«
Schroedingers_Katze meint: »Wenn an Gymnasien nur Schüler aufgenommen würden, welche die Zugangsvoraussetzung erfüllen, wäre der MSA-Test überflüssig. Aber was will man von Politikern verlangen, die dermaßen inkompetent sind, ausgerechnet den Doppelabitur-Jahrgang und frühen Ferienbeginn zusammenzulegen?« jan widerspricht: » Nein, das Erfüllen der Zugangsvoraussetzung in Klasse 7 ist keine Garantie für das Bestehen der Abiturprüfung in Klasse 12. Und ohne den mittleren Schulabschluss, der lt. Gesetz nun mal an die Prüfungen in Kl. 10 gebunden ist, stünden durchgefallene Abiturienten und Schulabbrecher nach Kl. 11 ganz ohne Schulabschluss da - wie der Schüler aus Erfurt damals, der Amok gelaufen ist.
ostsee findet: »Warum kommt von den Gymnasien keine Reform von unten? Die gemachten Vorschläge weisen nur rückwärts niemals nach vorn. Immer soll die Uhr wieder zurückgedreht werden in die gute alte Zeit. (...) Zentrale Prüfungen sind sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Qualität und Vergleichbarkeit unseres ohnehin zersplitterten Bildungssystems sinnvoll. Wir brauchen viel mehr Vergleichbarkeit auch über Bundesländergrenzen hinweg. Vielleicht braucht man mehr Personal, das kann ich nicht beurteilen. Aber die Prüfungen abzuschaffen, wäre der falsche Weg.«
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