Debatte um mögliche Abgabe für Kinderlose

Merkel hält Vorstoß für »nicht zielführend«

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Empörung war groß: Junge Unionsabgeordnete forderten ein Strafpunktesystem für Kinderlose. Die Kanzlerin hat dem Vorstoß nun einen Riegel vorgeschoben.

Berlin (Agenturen/nd). Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen Vorstoß aus der Union zu einer Sonderabgabe von Kinderlosen einkassiert. »Ich glaube, die Diskussion der Einteilung in Menschen mit Kindern und ohne Kinder ist hier nicht zielführend«, erklärte die CDU-Vorsitzende am Dienstag. Das Anliegen der Parlamentarier sei berechtigt, mit dem Vorstoß seien die Finanzierungsprobleme der sozialen Sicherungssysteme jedoch nicht lösbar, so die Kanzlerin.

Eine Gruppe um den CDU-Bundestagsabgeordneten Marco Wanderwitz hatte eine »solidarische Demografie-Rücklage« für Kinderlose gefordert. Die prozentual vom Einkommen berechnete Abgabe soll nach der Anzahl der Kinder gestaffelt werden: Kinderlose sollen voll zahlen, Eltern mit einem Kind die Hälfte, Eltern mit zwei oder mehr Kindern sollen nicht belastet werden. Die Abgabe solle in ein Sondervermögen fließen, das für die Sozialsysteme sowie Infrastruktur- und Bildungsinvestitionen verwendet würde.

Bundesfamilienministerin Kris- tina Schröder (CDU) ging zu diesem Vorschlag auf Distanz. »Ich finde es vernünftiger, Kinderwünsche zu befördern statt Kinderlosigkeit zu bestrafen«, so Schröder in der »Welt«. Die Chefin der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, schlug sich auf ihre Seite: »Nicht jeder Kinderlose ist dies freiwillig.« Dagegen kann sich Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) mit der Rücklage anfreunden. Wer Zukunft baue und Kinder habe, dürfe nicht mit denselben Beiträgen belastet werden wie jemand, der das egal aus welchen Gründen nicht mache, so die Politikerin.

Auch in der FDP sorgte der Unionsvorstoß für Kritik: Ein »Zwangssoli für Kinderlose« sei »demographische Planwirtschaft«, erklärte die familienpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Miriam Gruss. Der liberale Abgeordnete Patrick Meinhardt äußerte sich »entsetzt darüber, dass aus den Reihen unseres Koalitionspartners ein derart absurder Vorschlag kommt«. Die SPD lehnt den Vorschlag ebenfalls ab.


- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.