Rot für den Blauhelm?
Kommentar von Roland Etzel
Bei der Arabischen Liga, genauer gesagt bei deren tonangebenden Monarchien, wird man enttäuscht sein: Ihr Vorschlag einer Blauhelmtruppe für Syrien produziert bei den verbündeten Adressaten im Westen nichts als säuerliche Mienen. Nicht dass die ihre kompromisslose Daumen-nach-unten-Haltung gegenüber Assad revidieren wollten, aber Blauhelme? Da die Ligamitglieder selbst außerstande dazu sind, hieße es im Falle sogenannter friedenserzwingender Maßnahmen, Westeuropa müsste bereit sein, Kampfverbände zu entsenden.
Da schaudert es selbst sonst so unerschrockene Jünger des robusten Mandats wie den außenpolitischen Unionssprecher Mißfelder. Er ahnt: Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was gegenwärtig an Gräueln über Syriens Armee verbreitet wird, wäre das Eintreffen von Bundeswehrmaschinen mit Zinksärgen aus Syrien ziemlich gewiss. So sehr man der Opposition in Syrien militärisch beispringen möchte, es könnte tödlich sein für die eigenen Umfragewerte. Die Kanzlerin hat dafür einen untrüglichen Instinkt und fordert deshalb lieber erneut härtere Sanktionen gegen Assad, obwohl da kaum noch etwas zu verschärfen geht.
Damit freilich hätten Saudi-Arabien und Co. rechnen können. Es ist kein Geheimnis: Das einzige Land - neben Israel -, welches zur sofortigen Invasion Syriens bereit und fähig wäre, ist die Türkei. An deren Renaissance im Vorderen Orient liegt den Saudis aber überhaupt nichts.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.