Problem erkannt, aber nicht gebannt

  • Andreas Keller
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Nein, es ist nicht immer schön, am Ende Recht zu behalten. Dass der »Hochschulpakt 2020« unterfinanziert ist, hat die GEW von Anfang an kritisiert. Bund und Länder hatten zwar in ihrem Pakt für mehr Studienplätze berücksichtigt, dass doppelte Abiturjahrgänge an die Hochschulen strömen. Alle anderen Faktoren wurden indes ausgeblendet: das steigende Interesse junger Menschen mit Hochschulzugangsberechtigung an einem Studium ebenso wie die schrittweise Öffnung des Studiums für beruflich Qualifizierte ohne Abitur oder Fachhochschulreife. Tatsächlich haben sich allein 2011 rund 100 000 mehr Erstsemester an den Hochschulen eingeschrieben als es die Kultusministerkonferenz (KMK) noch 2009 prognostiziert hatte. Bis 2019 werden jedes Jahr deutlich über 450 000 Menschen ein Studium beginnen, sagt die KMK jetzt voraus, das sind Jahr für Jahr 60 000 bis 80 000 mehr Studienanfänger als bisher erwartet.

Problem erkannt, aber noch lange nicht gebannt. Zum einen spielen sich Bund und Länder gegenseitig den Schwarzen Peter zu: Der Bund soll den Hochschulpakt aufstocken, fordern die ersten Länderminister, die Bundesbildungsministerin sieht hingegen die Länder in der Pflicht. Zum anderen sind auch die neuen KMK-Zahlen nur die halbe Wahrheit. Zur anderen Hälfte gehört, dass viel mehr Bachelor-Absolventen als erwartet ein Masterstudium anschließen möchten. Der Hochschulpakt muss daher schleunigst aufgestockt werden. Mit frischem Geld könnten die Hochschulen quasi über Nacht ihre Lehr- und Betreuungskapazitäten erhöhen - indem sie die Zeitverträge mit Lehrenden entfristen oder ihre Teilzeitstellen aufstocken.

Der Autor ist Leiter des Bereichs Hochschule und Forschung beim Bundesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -