Problem erkannt, aber nicht gebannt
Nein, es ist nicht immer schön, am Ende Recht zu behalten. Dass der »Hochschulpakt 2020« unterfinanziert ist, hat die GEW von Anfang an kritisiert. Bund und Länder hatten zwar in ihrem Pakt für mehr Studienplätze berücksichtigt, dass doppelte Abiturjahrgänge an die Hochschulen strömen. Alle anderen Faktoren wurden indes ausgeblendet: das steigende Interesse junger Menschen mit Hochschulzugangsberechtigung an einem Studium ebenso wie die schrittweise Öffnung des Studiums für beruflich Qualifizierte ohne Abitur oder Fachhochschulreife. Tatsächlich haben sich allein 2011 rund 100 000 mehr Erstsemester an den Hochschulen eingeschrieben als es die Kultusministerkonferenz (KMK) noch 2009 prognostiziert hatte. Bis 2019 werden jedes Jahr deutlich über 450 000 Menschen ein Studium beginnen, sagt die KMK jetzt voraus, das sind Jahr für Jahr 60 000 bis 80 000 mehr Studienanfänger als bisher erwartet.
Problem erkannt, aber noch lange nicht gebannt. Zum einen spielen sich Bund und Länder gegenseitig den Schwarzen Peter zu: Der Bund soll den Hochschulpakt aufstocken, fordern die ersten Länderminister, die Bundesbildungsministerin sieht hingegen die Länder in der Pflicht. Zum anderen sind auch die neuen KMK-Zahlen nur die halbe Wahrheit. Zur anderen Hälfte gehört, dass viel mehr Bachelor-Absolventen als erwartet ein Masterstudium anschließen möchten. Der Hochschulpakt muss daher schleunigst aufgestockt werden. Mit frischem Geld könnten die Hochschulen quasi über Nacht ihre Lehr- und Betreuungskapazitäten erhöhen - indem sie die Zeitverträge mit Lehrenden entfristen oder ihre Teilzeitstellen aufstocken.
Der Autor ist Leiter des Bereichs Hochschule und Forschung beim Bundesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
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