Abgesetzt
MDR und Gauck
Ist Joachim Gauck der Richtige für das Amt des Bundespräsidenten? Nein, sagten am Montag gegen 19.30 Uhr fast 80 Prozent der rund 4000 Teilnehmer einer Online-Umfrage des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR). Kurze Zeit später waren sowohl Umfrage als auch Abstimmungsergebnis vom Netz. Der Sender begründete dies damit, dass es technische Manipulationen bei der Abstimmung gegeben habe, durch die das Ergebnis innerhalb kürzester Zeit verändert worden sei. Normalerweise kann bei solchen Umfragen von einem Rechner aus nur einmal abgestimmt werden. Diese Blockade, so der MDR, sei umgangen worden. Bis 18 Uhr hätten sich Gauck-Befürworter und -Gegner noch die Waage gehalten. Solche Tricksereien seien nicht neu, erklärte der Sender am Dienstag. Und es sei nicht das erste Mal, dass man eine solche Abstimmung aus diesem Grund vorzeitig abbrechen musste. Screenshots zeigen allerdings, dass bereits um 18 Uhr die Zahl der Gauck-Gegner überwog (56 zu 40 Prozent).
Derartige Umfragen sind seit Längerem umstritten, denn repräsentativ sind sie nicht, darauf weist der MDR selbst hin. Die Ergebnisse werden aber - nicht nur beim MDR - gerne und oft in Sendungen zitiert und als Argumentationsgrundlage benutzt. In MDR-Kreisen wird daher vermutet, dass möglicherweise das eindeutige Votum gegen Gauck den Ausschlag für die Entscheidung zum Absetzen der Umfrage gab. jam
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!