Koranverbrennung: Tote bei Protest
Kabul/Berlin (epd/dpa/nd). Bei Protesten gegen die Koranverbrennung durch US-Soldaten sind am Mittwoch in Afghanistan mehrere Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Obwohl der NATO-Oberbefehlshaber für Afghanistan, John Allen, und auch US-Verteidigungsminister Leon Panetta sich umgehend für das Verhalten der Soldaten entschuldigt hatten, hielten die Demonstrationen auch den zweiten Tag in Folge an. Nach Angaben afghanischer TV-Sender starben bei Auseinandersetzungen zwischen aufgebrachten Menschen und der Polizei in Kabul, Herat, Dschalalabad und der Parwan-Provinz fünf Menschen. Andere Quellen berichteten von acht Todesopfern.
Die Proteste hatten am Dienstag begonnen, nachdem Afghanen angekohlte Reste des Korans auf dem US-Stützpunkt Bagram, etwa 60 Kilometer von Kabul, gefunden hatten. Der US-Kommandeur Allen sagte, dass die Exemplare des Koran »irrtümlich« in die Verbrennungsanlage geworfen worden seien. Der UN-Beauftragte für Afghanistan, Jan Kubis, traf sich mit dem afghanischen Geistlichen Maulawi Kijamuddin Kaschaaf, um sein Bedauern über das Verhalten der US-Truppen auszudrücken. Es sei ein trauriger Fehler, der die religiösen Gefühle der Menschen verletzt, sagte Kubis. Auch Präsident Hamid Karsai verurteilte die Koranverbrennung.
Demonstranten in Kabul versuchten am Mittwoch, in das NATO-Camp Phoenix in Kabul einzudringen. Auch ein Häuserkomplex, in dem Ausländer leben, soll angegriffen worden sein.
In Bagram ist auch ein Gefängnis, in dem Taliban gefangen gehalten werden. Angeblich hatten Wachleute geglaubt, Häftlinge nutzten den Koran aus der Bibliothek, um Botschaften auszutauschen. Nach anderen Darstellungen soll es sich aber um neue Bücher gehandelt haben. Die »New York Times« berichtete, Kommandeur Allen habe Schulungen über den richtigen Umgang mit »religiösem Material« angeordnet.
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