Widerständiges

HANNS UND LYA KRALIK

Zu den berühmtesten Arbeiten des Malers und Grafikers Hanns Kralik (1900-1971) gehört der Umschlagtitel für die Broschüre »Die Welt im Kampf um Thälmann« (Paris 1936) sowie der Holzschnitt »Mensch - wie stolz das klingt«, aus dem Zyklus »Trotz alledem«, der im französischen Exil entstand. Das Blatt zeigt einen gefesselten Menschen mit Striemen im Gesicht; Kralik hat hier einen Genossen porträtiert, der mit ihm im Sommer 1933 verhaftet worden war und den er während eines Gefängnishofgangs nach der Folter der Nazis kaum wieder erkannte. Bekannt dürften auch Kraliks Illustrationen zu Wolfgang Langhoffs 1935 erschienenem Buch »Die Moorsoldaten« sein; der Künstler selbst war im KZ Börgermoor inhaftiert. Im Dezember 1934 floh er mit seiner Frau Lya (1901-1981) über Holland nach Paris. Im deutsch-faschistisch okkupierten Frankreich kämpften beide in der Résistance, er fertigte antifaschistische Plakate, Flugblätter, Streuzettel an und fälschte Ausweispapiere für Illegale, sie war als Kurierin unterwegs.

Der Sohn eines Bergmanns war früh politisiert, wurde kurz vor dem Machtantritt der Nazis in Deutschland Agitprop-Sekretär des KPD-Unterbezirks Düsseldorf. Lya Kralik, geborene Rosenheim, war Betriebsratsvorsitzende und in der Pariser Emigration Leiterin der Deutschen Freiheitsbibliothek. Nach dem Krieg nach Düsseldorf zurückgekehrt, waren beide bei der Wiedergründung der KPD dabei. Hanns Kralik wurde Kulturdezernent, bis Ende 1950, als es der wieder erstarkten Reaktion gelang, den engagierten Antifaschisten und Kommunisten mittels »Adenauer-Erlass« loszuwerden; er arbeitete noch sechs weitere Jahre im Kulturausschuss mit - bis zum Verbot seiner Partei. Über diese weniger bekannte Periode im Leben der Kraliks berichtet der von Hermann Kopp, Klaus Stein und Klara Tuscherer herausgegebene Band, der auch den autobiografischen Rückblick von Hanns Kraliks bis 1945 enthält (allerdings ist hier offenbar ein Setzfehler unterlaufen; der Text endet abrupt). Dem beigefügt ist eine informative wie einfühlsame Erinnerung an Lya Kralik.

Im vergangenen Jahr ist eine Wanderausstellung als Hommage an die beiden eröffnet worden, sie war auch in Paris zu sehen und dort mit offiziellen Weihen bedacht worden. Im Gegensatz zu Deutschland hat Frankreich ein unverkrampftes Verhältnis zu kommunistischen Widerstandskämpfern. Der Verlag, der das hier angezeigte Buch herausbrachte, hat auch den Vertrieb von Kraliks einzigartigen Arbeiten übernommen (zwischen 80 und 220 €); bei Interesse wird eine bebilderte Liste zugesandt.

Hermann Kopp/Klaus Stein/Klara Tuchscherer (Hg.): Hanns und Lya Kralik. Neue Impulse Verlag. 184 S., br., 16,80 €.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!