Weiterbilden, Netzwerke knüpfen
LiMA 2012: Der fünftägige Medienkongress findet erstmals an der Technischen Universität Berlin statt
»Taz«, »nd« oder »Le Monde diplomatique« sind die gefragten Blätter am Mittwochmorgen in der Technischen Universität Berlin (TU). Junge Menschen im Studierendenalter sitzen ebenso wie ältere Semester in den Gängen und werfen einen Blick in die aktuelle linke Zeitung ihrer Wahl. Andere stöbern im Hörsaal, wartend auf den Beginn ihres Kurses - ein wohl seltener Anblick in dem Gebäude, in dem sonst Informatik gelehrt wird.
Doch in diesen Tagen können sich hier linke Medienmacher und solche, die es werden wollen, weiterbilden, informieren sowie Netzwerke knüpfen. All dies bietet die Linke Medienakademie (LiMA) mit Workshops, Vorträgen, Diskussionen und kulturellen Veranstaltungen. 1500 Teilnehmer erwarten die Organisatoren bis zum Kongressende am Sonntagnachmittag.
Erste Teilnehmer meldeten sich am Mittwochmorgen schon kurz vor neun Uhr an, den erwarteten Ansturm gab es aber erst, als der Eröffnungsvortrag des »Tagesspiegel«-Journalisten Frank Jansen zum Thema Rechtsextremismus bereits lief. Die Warteschlange war geschmückt mit großen Reiserucksäcken und Rollkoffern. Im Stimmengewirr klangen Thüringer Dialekt, Englisch und Spanisch zusammen.
Ein wenig Gedrängel ergab sich auch beim Einführungskurs in die freie Bildbearbeitungssoftware »Gimp«. Gleich 50 Interessierte kamen zu Kursbeginn und verteilten die Ladekabel ihrer Laptops im Raum. Dann konnte es losgehen mit einem der ersten von insgesamt 200 Werkstattkursen. »Im Gegensatz zum vergangenen Jahr hat sich einiges verändert. Wir sind an einem neuen Veranstaltungsort und haben ein fast komplett neues Team«, sagt Christoph Nitz, Geschäftsführer des LiMA e. V., und bittet angesichts der fast ausschließlich ehrenamtlichen Arbeit, ein paar Startschwierigkeiten zu entschuldigen.
Den Veranstaltungsort an der TU zu finden war für die Teilnehmer kein Problem, nur der Zugang zum Internet wurde zur Herausforderung. »Gibt es hier eigentlich WLAN?«, war die meist gestellte Frage an der Anmeldung, bevor es in die Kurse und Diskussionen ging. Dass ausgerechnet in der TU der Internetzugang nicht einfach einzurichten ist, störte aber am Donnerstag fast niemanden mehr. In der Mittagspause versorgte der TU-AStA, der die LiMA mitveranstaltet, die Gäste mit frisch gekochtem Tomatenreis. Die Vokü war so begehrt, dass die Teller knapp wurden.
Beim Plausch zwischen Getränke- und Bücherstand tauschten sich angehende Journalisten über ihre Workshops aus, trafen sich alte Bekannte aus den Vorjahren auf dem roten Sofa der Linkspartei. Andere nutzten das bunte Treiben im Foyer für Aufnahmen für ihren Fotografiekurs.
Passend zum Motto der LiMA »Schnittstellen / interfaces« blieb das Internet eines der wichtigsten Themen. Workshops wie »Nazis im Netz«, »Mobile Webseiten gestalten« und »Social Web« beleuchteten an den ersten Kongresstagen die Bedeutung des World Wide Web aus unterschiedlicher Perspektive. Die fünf Kongresstage sind darüber hinaus Schwerpunktthemen gewidmet. Am Eröffnungstag dominierten Vorträge und Diskussionen zu Rechtsextremismus, die die Friedrich-Ebert-Stiftung präsentierte, der Donnerstag drehte sich um Revolutionen, während am Freitag gewerkschaftliche Themen im Vordergrund standen. Am Samstag geht es vor allem um die Gesellschaft im digitalen Zeitalter. Der Sonntag bietet mehrere kulturelle Veranstaltungen.
Ebenso vielfältig wie das Themenspektrum ist die Motivation der Besucher für ihre Teilnahme an der LiMA. So bleibt die Konferenz, die erstmals 2003 mit einer Seminargruppe im »nd«-Gebäude am Franz-Mehring-Platz stattfand, zwar ihren Wurzeln treu, versucht aber auch eine parteiübergreifende linke Position einzunehmen.
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