Ruhige Tage im Mutterland der Ostermärsche Großbritannien
Ende der 1950er Jahre - das waren noch Zeiten im Mutterland der Ostermarschbewegung Großbritannien. Hunderte Anhänger der »Kampagne für nukleare Abrüstung« (CND) zogen in den Ostertagen von London zum Atomwaffenforschungszentrum Aldermaston im 83 Kilometer entfernten Berkshire, in späteren Jahren in umgekehrter Richtung, zum Zentrum der Macht. Sie protestierten lautstark gegen die atomare Bewaffnung, sangen Antikriegslieder. Politiker wie der linke Labour-Abgeordnete und Journalist Michael Foot, Geistliche wie der Anglikaner John Collins und später der wortgewaltige Katholik Bruce Kent feuerten die Marschierer an. Heute besitzen nicht nur US-Amerikaner und Russen, Briten und Franzosen die Bombe, sondern trotz Atomwaffensperrvertrag die Militärs in China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel. Kein Wunder, dass die langjährige CND-Vorsitzende Kate Hudson ihrer Chronik über die britische Friedensbewegung den Untertitel gab: »CND, jetzt nötiger denn je.«
In der Bevölkerung ist genug Entrüstung über die Kriegs- und Aufrüstungspolitik vorhanden. Doch die britische Friedensbewegung ist seit Jahren schwach, die geplanten Osteraktivitäten bescheiden, trotz Beteiligung an Irak- und Afghanistan-Krieg, trotz konservativer Pläne für eine neue Generation Atom-U-Boote. Die Liberaldemokraten, 2003 die wichtigste Antikriegspartei, geben sich als Koalitionspartner staats- und militärerhaltend.
Die wichtigste Aktion in den kommenden Tagen findet wohl am Ostermontag statt. Dann nämlich wollen »Kriegsveteranen für den Frieden« einen britischen Ableger der verdienstvollen US-Organisation gleichen Namens gründen. Sie will gewaltlosen Widerstand gegen Kriege leisten, Deserteure unterstützen, Schulen besuchen, um kriegsverherrlichende Mythen zu entlarven.
Zuletzt gab es vor einem Jahr ein mutige Demonstration gegen millionenteure Pläne für neue Waffensysteme. Damals wurde der britische U-Boot-Stützpunkt in Faslane blockiert. Aber der Protest ging in den Zeitungen unter.
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