»Ich bin noch nicht konkurrenzfähig«

Matthias Steiner wagt bei Gewichtheber-EM das lang ersehnte Comeback - die Bestform soll erst in London erreicht sein

  • Gert Glaner, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Olympiasieger Matthias Steiner kehrt nach einjähriger verletzungsbedingter Pause auf die Heberbühne zurück. Der Chemnitzer will bei den Europameisterschaften in Antalya die Olympia-Norm schaffen. 399 Kilo müssen zur Hochstrecke gebracht werden.

Sogar Olympiasieger können noch dazulernen. Auch ein echter Kerl wie Matthias Steiner. »Ich weiß nicht, was mich erwartet. Wettkampf ist eben etwas anderes als Training. Ich habe noch nie so lange ausgesetzt. Das wird sehr spannend für mich«, sagt Deutschlands bester Gewichtheber vor seinem Comeback. Der Chemnitzer will an diesem Sonntag bei den Europameisterschaften in Antalya die Norm für die Olympischen Spiele erfüllen.

Ein langes Jahr - exakt seit dem 2. April 2011 - hat der Modellathlet mit österreichischen Wurzeln nicht mehr auf der Heberbühne gestanden. Der Superschwergewichtler hatte sich im vergangenen September einen Einriss der Quadrizepssehne im Oberschenkel zugezogen und musste operiert werden. Erst seit Anfang Januar absolviert der 29-Jährige wieder Hanteltraining. Sechs bis sieben Stunden täglich hat Steiner in der Rehabilitation geschuftet, um sich seinen Traum von London zu erfüllen. An Aufgeben hat er dabei nicht gedacht.

Auch nicht, als das für ursprünglich Mitte März in Chemnitz geplante Comeback spektakulär scheiterte. Steiner musste wenige Minuten vor dem Start wegen Übelkeit passen, nachdem er sich mehrmals übergeben hatte. »Das war ein Magen-Darm-Virus. Ich habe ein paar Kilogramm abgenommen und musste einige Tage pausieren«, berichtete der junge Familienvater.

Nun also Antalya. In der türkischen Urlaubsmetropole hat Steiner im Herbst 2010 WM-Gold im Stoßen und Silber im Zweikampf gewonnen. Das ist diesmal nicht drin. »Konkurrenzfähig bin ich noch nicht, Medaillen sind nicht zu erwarten«, sagte der Olympiasieger. Und auch seine Bestleistungen, die seit Peking 2008 bei 461 Kilogramm im Zweikampf (Reißen 203/Stoßen 258) stehen, sind überhaupt kein Thema. »Ich will unbedingt die Norm schaffen«, gab Steiner als EM-Ziel vor. 399 Kilogramm muss er dafür zur Hochstrecke bringen - normalerweise ein Klacks für den 140-kg-Hünen.

Aber was ist nach dieser langen Pause schon normal. Bundestrainer Frank Mantek bleibt deshalb auch vorsichtig. »Die Chancen für Olympia stehen 50:50«, sagte er. »Aber ich bin optimistisch, dass er es schafft.« Steiner will bis London Bestform erreichen. »Wenn ich nach London fahre, will ich nicht nur dabei sein, sondern um Medaillen kämpfen«, sagte der Sportler des Jahres von 2008 mit dem von ihm bekannten extremen Ehrgeiz.

Den will Steiner am Sonntag bremsen: »Wir werden kein Risiko eingehen.« Sollte das Vorhaben in Antalya scheitern, bleibt Steiner als letzte Chance noch die nationale Qualifikation am 9. Juni in Heidelberg. Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber darf drei Männer und zwei Frauen nach London entsenden.

EM-Ergebnisse

Frauen, bis 63 kg
1. Simsek (Türkei) 225 kg
2. Nagy (Ungarn) 210
3. Okumus (Türkei) 208

Männer, bis 77 kg
1. Qerimaj (Albanien) 348
2. Razvan (Rumänien) 347
3. Dudoglo (Moldova) 344
10. Neufeld (Obrigheim) 332
15. Winter (Neuhardenberg) 307

Die Olympianorm liegt bei 335 kg.

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