Wie beim Lotto
Brandenburgs Tierschützer beklagen unzureichende Finanzierung von Tierheimen und Projekten
Potsdam. Den brandenburgischen Landestierschutzverband plagen finanzielle Nöte. »Wir haben seit Jahren das gleiche Problem, nämlich die Finanzierung der Tierheime«, klagt die Landesvorsitzende Renate Seidel. Von den 27 lokalen Tierschutzvereinen des Verbandes unterhielten etwa die Hälfte Tierheime oder Auffangstationen im Auftrag der Kommunen. »Nur fünf bis 30 Prozent der Kosten eines Heims werden von den Kommunen übernommen, dabei geben sie ja den Auftrag.« Beim Städte- und Gemeindebund habe man von dem Problem bislang nichts gewusst, sagt dazu Geschäftsführer Karl-Ludwig Böttcher.
Milde Gaben kamen in der Vergangenheit von Spendern und aus dem Brandenburger Umweltministerium. Bislang seien 25 Vereine mit insgesamt 1,2 Millionen Euro aus dem Lottomittelfonds unterstützt worden, sagt Claudia Szczes vom Ministerium. »Im vergangenen Jahr wurden an fünf Tierschutzvereine und Heime rund 87 000 Euro ausgereicht.« Allein für die Kastration streunender Katzen seien in den vergangenen 20 Jahren 1,1 Millionen Euro bereitgestellt worden.
Völlig ohne öffentliche Gelder müssen private Tierasyle wie der Gnadenhof in Lehnitz (Oberhavel) auskommen. Der Hof mit in- tegrierter Auffangstation für verletzte und misshandelte Tiere war Mitte Februar bekannt geworden, weil er sechs Wildschweinjunge aufgenommen hatte. Hundedame »Baby« nahm sich der Findelkinder an.
Zwischen 100 und 200 Wild- und Haustiere werden in Lehnitz durchschnittlich beherbergt. »Wir haben hier Meerschweinchen, ein Wildschwein, Hunde und Katzen«, erzählt Mitarbeiter Norbert Damm. Vor allem auf die Vierbeiner mit Handicap habe man sich spezialisiert. Wie in den meisten Heimen sind auch die Tiere in Lehnitz auf die Versorgung durch freiwillige Helfer angewiesen. »Aktuell arbeiten hier mehr als zehn Ehrenamtliche und Praktikanten«, sagt Damm. Seit der Hof vor nunmehr etwa drei Jahren gegründet wurde, bringen zumeist Privatpersonen Pflegefälle vorbei.
In freier Wildbahn werden vor allem die Mitglieder des Naturschutzbundes (NABU) Brandenburg aktiv. Eine Daueraufgabe sei die ständige Erweiterung des Schutzgebietsnetzes, erläutert der Landesvorsitzende Tom Kirschey. »Durch Flächenkauf wollen wir dazu beitragen, Konflikte zwischen Mensch und Tier zu entschärfen, wie sie beispielsweise in Siedlungsgebieten des Bibers auftreten.«
Besonders engagiere sich der NABU derzeit für den Vogel des Jahres, die Dohle. Gerade in der Mark Brandenburg sei der Rabenvogel fast ausgestorben, erklärt Tom Kirschey. Grund für den Rückgang der Population sei die fortschreitende Sanierung der alten Dorfkirchen. »Dann finden die Vögel keine Nistmöglichkeiten mehr.« Zusammen mit den Kirchen werden deshalb Aktionen geplant, um der Dohle rund um die Gotteshäuser wieder einen Platz einzuräumen.
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