Schuss geht nach hinten los
Kommentar von Ines Wallrodt
Das Vorhaben der Koalition kann sich des Beifalls vieler Menschen im Land sicher sein. Junge Straftäter, die zu einer auf Bewährung verhängten Jugendstrafe verurteilt wurden, sollen mit dem Warnschussarrest einen »heilsamen Schock« versetzt bekommen. Richtig daran ist, dass sie nach diesem Freiheitsentzug wissen, was sie erwartet. Nur abhalten wird er sie von nichts. Der Warnschuss geht nach hinten los. Bekannt ist das, weil Richter schon jetzt bis zu vier Wochen Arrest verhängen können. Doch offenkundig tritt der erzieherische Effekt sehr oft nicht ein: So liegt die Rückfallrate nach Jugendarrest bei 65 Prozent. Diese Sanktion gilt deshalb neben der Gefängnisstrafe als das am wenigsten erfolgreiche Mittel, um Rückfälle zu verhindern. Einsperren macht Jugendliche weder besser, noch lassen sich so neue Opfer vermeiden.
Es ist zu befürchten, dass konservative Ordnungspolitiker all das sogar wissen. Es ist ihnen nur egal. Härte ist die einzige Sprache, die sie kennen. Wer Jugendliche schneller und länger hinter Gittern sehen will, befriedigt damit vor allem seinen Wunsch nach Rache. Mit Erziehung hat das ebenso wenig zu tun wie die Schläge, mit denen Kindern einst Gehorsam eingeprügelt wurde. Statt das Versagen von Eltern, Schule und Gesellschaft mit dem Strafrecht zu beantworten, sind umfassende sozialpädagogische Maßnahmen nötig. Gerade in der Bewährungszeit. Jugendliche Straftäter müssen vieles lernen: Verantwortung für begangenes Unrecht zu übernehmen, die Fähigkeit zu Konfliktlösung, Empathie, soziales Verhalten. Für all das ist Gefängnis die falsche Schule.
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