Wider die Schönheit
Gegen Bayern München arbeitet Real Madrids Trainer José Mourinho weiter an seiner Erfolgsbilanz
José Mourinho hat schon viel über sich behauptet: Er sei der Auserwählte. Er komme direkt hinter Gott. Und würde sein Leben verfilmt, wäre George Clooney die ideale Besetzung. Doch der folgende Satz sagt wohl am meisten über den 49-jährigen Portugiesen: »Ich habe nicht gesagt, dass ich der Beste bin. Ich kenne nur keinen Besseren.« Im Gegensatz zu seinen überirdischen und fachfremden Vergleichen ist es keine seiner gezielten Provokationen. Die Botschaft, wenn auch smart verpackt, ist klar: Er ist der Besondere im banalen Fußballgeschäft. Er erreicht, was keinem vorher gelang. Er meint es ernst.
Gewandt äußerte sich Mourinho auch zum heutigen Halbfinalrückspiel gegen den FC Bayern. »München hat eine starke Mannschaft und einen sehr guten Trainer. Sie haben jedes Recht der Welt vom Endspiel zu träumen.« Träumen. Mehr aber auch nicht. Denn davor steht ja noch er.
Seit fast zwei Jahren ist Mourinho nun Trainer bei Real Madrid. Warum? Ein großer Klub, ja. Vom Weltverband FIFA gar zum besten des 20. Jahrhunderts ausgezeichnet. Doch der gut aussehende Portugiese wollte sich nicht nur eitel mit dem Vereinsemblem der Königlichen schmücken. Der Narziss und Egozentriker wurde von seinem Ehrgeiz in Spaniens Hauptstadt getrieben. Seinem ersten Ziel, ein nationaler Meistertitel in den drei großen europäischen Ligen, ist er nach dem 2:1-Sieg im Clásico beim FC Barcelona schon sehr nah. Sieben Punkte sollten bei vier ausstehenden Spielen Vorsprung genug auf die Katalanen sein. Nach den Meisterschaften in England mit Chelsea London und in Italien mit Inter Mailand wäre diese Trophäenreihe komplett.
Das zweite Ziel ist Mourinho noch viel wichtiger. Drei Titel in der Champions League. Allein Bob Paisley gelang dies mit dem FC Liverpool. Aber zum einen ist das schon über 30 Jahre her. Zum anderen wäre Mourinho nach den Triumphen mit dem FC Porto und Inter Mailand der einzige Trainer, der dies mit drei verschiedenen Vereinen geschafft hätte. Es ist genau das, was er will.
Dem Erfolg, seinem Erfolg ordnet Mourinho alles unter. Dass er unter Trainerkollegen wenig beliebt ist, von gegnerischen Fans nicht selten gehasst wird und die breite Öffentlichkeit ein recht unsympathisches Bild von ihm hat, ist ihm egal. Er fordert es sogar heraus und schafft so immer wieder eine Wagenburgmentalität um sich und seine Teams. Wir, zusammen, gegen den Rest der Welt.
Egal ist Mourinho auch die Schönheit des Spiels. Er ist ein Fußballpragmatiker. Wie im Hinspiel am vergangenen Dienstag beim FC Bayern. Weil vier Tage später die Partie in Barcelona anstand, lief Real im lustlosen Schongang über den Münchner Rasen. »Kein schlechtes Ergebnis«, störte Mourinho selbst das späte Siegtor zum 2:1 von Mario Gomez nicht sonderlich. Am Sonnabend, beim ersten Erfolg im Clásico seit sieben Spielen, überließ Real dem Gegner mit 73 Prozent Ballbesitz fast komplett das Spielgeschehen. Aber gewann.
José Mourinho schafft es immer wieder, seine Spieler zu einer Einheit zu formen und auf ein Ziel einzuschwören. »Das Wichtigste ist, Titel zu gewinnen«, diktiert Cristiano Ronaldo entsprechend im Mourinho-Stil. Doch nicht nur die Spieler folgen ihrem Chef. Der ganze Verein hat sich Mourinho unterworfen. Denn auch das stolze Real Madrid sehnt sich nach Erfolgen. Der Gedanke an die erste Meisterschaft nach vier Jahren und einen möglichen Sieg in der Champions League nach zehn Jahren lässt so einiges ertragen.
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