Nicht im EEG-Partyrausch

SolarWorld klagt gegen Chinesen / »Fehlsteuerung« bei Solarförderung

  • Hendrik Lasch, Freiberg
  • Lesedauer: 3 Min.
Deutschlands größter Solarhersteller SolarWorld geht gegen die Billigkonkurrenz aus China vor und klagt über die Förderpolitik im Inland. Er hofft aber, den Widrigkeiten weiter trotzen zu können.

Es wächst und wächst und wächst: Das Solarunternehmen SolarWorld AG baut seine Fertigung im sächsischen Freiberg derzeit weiter aus. Auf ehemaligen Feldern im Osten der Stadt wurden die jüngsten Gebäude errichtet, nachdem die beiden bisherigen Standorte aus allen Nähten zu platzen begannen. Insgesamt beschäftigt das größte deutsche Unternehmen der Branche in Freiberg inzwischen rund 1700 Mitarbeiter. Während in Bitterfeld-Wolfen und Frankfurt (Oder) nach der Insolvenz von Q-Cells und der Fertigungsschließung von First Solar die Sorge um Arbeitsplätze umgeht, wird in Freiberg unverdrossen produziert.

Allerdings: Eine gewisse Unruhe herrscht auch hier. Zwar werden die Pleiten der Konkurrenz zum Teil als Ausdruck einer Marktkonsolidierung gesehen, die nach rasantem Wachstum »nichts Ungewöhnliches« sei, wie Milan Nitzschke sagt. Der SolarWorld-Konzernsprecher fügt aber an, dass diese Konsolidierung unter Rahmenbedingungen geschehe, die sehr ungewöhnlich seien. Dazu gehöre zum Beispiel die unerwartete Veränderung der Förderbedingungen: Die Bundesregierung hatte per 1. April eine zusätzliche Absenkung der Solarförderung beschlossen. Das sei eine »Fehlsteuerung« mit starken Folgen für den Ausbau der Photovoltaik in Deutschland, sagt Nitzschke. Für das Jahr 2012 werde trotz eines Vorziehens geplanter Investitionen das ursprüngliche Ziel nicht erreicht. Im ersten Quartal wurden statt 8 nur 1,8 Gigawatt neu installiert, »und danach kommt die Flaute«.

Noch mehr machen der Branche indes die Niedrigpreise der chinesischen Konkurrenten zu schaffen. Europäische Hersteller von Solarmodulen beklagen, dass es durch ein aggressives Vorgehen der chinesischen Konkurrenz in der Branche derzeit »keinen fairen Wettbewerb mehr gibt«, wie Nitzschke sagte. Grund sei die massive Exportförderung durch den Staat: »Das erfüllt ganz klar den Tatbestand des Dumpings.«

Dagegen gehen SolarWorld und andere Unternehmen vor – nach einer Klage in den USA demnächst auch in Europa. Diese Absicht bekräftigte Nitzschke kurz vor der Entscheidung über Antidumpingzölle in den USA. Sie soll am 17. Mai bekannt gegeben werden. Erforderlich seien Strafzölle in »deutlich zweistelligem« Prozentsatz. Mitte März waren in den USA zunächst lediglich Anti-Subventionszölle von bis zu 4,7 Prozent festgesetzt worden. Man bereite nun eine »Initiative bei der Europäischen Kommission vor«, hieß es am Donnerstag in Freiberg. Der Termin sei derzeit noch offen.

Die SolarWorld AG selbst sieht sich trotz Verlusten von rund 300 Millionen Euro im Jahr 2011 nicht in Schwierigkeiten. »Wir stehen zum Standort Deutschland«, heißt es beim letzten größeren Solarkonzern, der ausschließlich in den USA und Deutschland produziert. Vorstand Boris Klebensberger verweist auf eine hohe Automatisierung, die die Nachteile bei den Lohnkosten gegenüber China in Grenzen halte. Zudem würden zunehmend Anlagen im eigenen Haus entwickelt, um Technologieverluste an die Konkurrenz zu verhindern: »Wir behalten unsere Wettbewerbsvorteile für uns.« Für den weiteren Rückgang der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht sich SolarWorld gewappnet, weil für Dachanlagen weiter starke Nachfrage bestehe. »In einen EEG-Partyrausch«, sagt Klebensberger, »sind wir ohnehin nie verfallen.«

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