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Wagnerianer
Jonathan Livny kämpft in Israel gegen den Boykott von Richard Wagners Musik
Ein israelisches Orchester spielte in Bayreuth - Richard Wagner. Daniel Barenboim spielte in Israel - Richard Wagner. Zwei herausragende Ereignisse der letzten Jahre in einer langen Reihe von Versuchen, sich in bewusst gewählter Gangart - skandalös zu verhalten. Denn Wagner assoziiert im jüdischen Staat: Hitler. Also schlägt das Gefühl Vieler, schlägt das Gemüt der von Leid Geschlagenen Alarm - gegen alles, was vernarben will.
Soeben wurde das erste große Wagner-Konzert in Tel Aviv abgesagt. Am 18. Juni sollte in der dortigen Universität ein extra für diesen Abend zusammengestelltes Orchester von 100 israelischen Musikern spielen. Unter Leitung von Asher Fish vorgesehen: die Ouvertüren von »Tannhäuser« und den »Meistersingern«, der Liebestod aus »Tristan und Isolde«, der Walkürenritt aus dem »Ring des Nibelungen« sowie Siegfrieds Trauermarsch aus der »Götterdämmerung«. Holocaust-Überlebende protestierten. Seit 1938 gilt der offizielle Wagner-Boykott - Zeit heilt Wunden?
Ein ganzer Abend für Wagner. Noch immer unzumutbar? Der Veranstalter Jonathan Livny, Vorsitzender der israelischen Wagner-Gesellschaft, handelte nach eigenen Worten weder leichtfertig noch grob. Nur mit privaten Spenden finanzierte er das geplante Konzert, und begleitet werden sollte es von einem Symposium zu Wagner. Umsicht also und respektabel sanftes Vorgehen.
Livny glaubt an die Unschuld der Kunst, mehr noch: Er kämpft für sie. Der Rechtsanwalt, Sohn eines aus Deutschland eingewanderten Holocaust-Überlebenden, verweist auf seinen Vater: »Er hat immer gesagt: Wagner ist ein widerlicher Mensch, aber er hat die beste Musik geschrieben.«
Livny wurde 1948 im nordisraelischen Haifa geboren. Er studierte in Jerusalem und in den USA. Seine Frau ist Chirurgin, das Ehepaar hat drei Kinder. Ein Welt- bürger - der aber keine Lust hat, wegen Wagnermusik immer ins Ausland reisen zu müssen. Am 18. Juni wird er in Tel Aviv nicht in den Konzertsaal gehen können. Livny geht weiter: Für »sein« Recht auf Wagner geht er vor Gericht.
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