China zeigt Interesse für Grönland

Hu Jintao in Kopenhagen

  • Lesedauer: 2 Min.
Chinas Präsident Hu Jintao wählte eine ungewöhnliche Route für die Reise zum G20-Gipfel in Mexiko. Statt über den Pazifik zu fliegen, machte er Zwischenstation in Kopenhagen.

Hu Jintaos Reiseroute hat ihren Grund in den felsigen Tiefen Grönlands. Dort nämlich wurden mehrere ausbeutungswürdige Vorkommen der sogenannten Seltenen Erden gefunden, für deren Förderung demnächst Lizenzen erteilt werden. Ohne Seltene Erden könnten weder Windräder noch Pumpen, Flachbildschirme oder Waffensysteme gebaut werden.

China hat im Sektor der Seltenen Erden mit 97 Prozent Marktanteil fast das Weltmonopol. Diese Position will es verständlicherweise verteidigen, während europäische und US-amerikanische Unternehmen über die steigenden Preise klagen. Also ist ein Wettlauf um die Seltenen Erden entbrannt. Peking hat der grönländischen Autonomieregierung angeboten, rund 180 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur - Häfen, Flughäfen und Straßen - zu investieren. Ohne solche Vorbereitungen wäre ein Abbau der Rohstoffe schlecht möglich. Darüber hinaus sind auch die künftigen arktischen Schifffahrtsrouten und die Fischereimöglichkeiten für China interessant.

Die EU wiederum bietet Grönland 218 Millionen Euro für den gleichen Zweck im Rahmen eines Partnerschaftsabkommens an. EU-Industriekommissar Antonio Tajani besuchte Grönland, um eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Rohstoffgewinnung unter marktfairen und nachhaltigen Bedingungen zu unterzeichnen. Teure westeuropäische Investitionen könnten allerdings untergraben werden, falls China unter Nutzung seiner strategischen Reserven ein langwieriges Preisdumping betreibt.

In Kopenhagen mehren sich die Stimmen, die vor zu engen Bindungen Grönlands an China warnen. Man sorgt sich um faire Wettbewerbsbedingungen, ist sich jedoch dessen bewusst, dass Rohstofffragen, darunter die Vergabe von Lizenzen, seit Inkrafttreten des Autonomiestatuts 2009 allein grönländische Angelegenheit sind. Und sowohl Dänen als auch Grönländer befürworten einen Beobachterstatus für China im Arktischen Rat. Peking selbst betrachtet sich als »arktisnahe Nation«.

Schon in allernächster Zukunft werden die grönländischen Politiker die Weichen dafür stellen, in welche Richtung sich Kalaallit Nunaat - ihr »Land der Menschen« - bewegt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -