Später Lohn für stetes Mühen
Am Ende lief alles nach Plan: Deutschland zieht nach einem 2:1 gegen Dänemark als Gruppensieger ins Viertelfinale ein
Es war ein hartes Stück Arbeit: Nach zähem Ringen und einigem Misslingen ist die DFB-Elf gestern Abend schließlich als Gruppensieger ins Viertelfinale eingezogen und trifft nun am Freitag in Gdansk auf den Zweitplatzierten der Gruppe A, Griechenland.
Joachim Löw hatte vor dem Spiel gewarnt: »Ich denke, dass die Dänen völlig befreit aufspielen und eine Sensation schaffen können«, hatte der Bundestrainer gemutmaßt. Und Dänemark erwies sich als ein Kontrahent der unbequemen Sorte, das zeigte sich schon wenige Minuten nach dem Anpfiff in der EM-Arena von Lwiw.
Vor allem die in zwei Viererketten organisierte Abwehr der Rot-Weißen bereitete der DFB-Offensivabteilung Kopfzerbrechen. Mesut Özil, Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira konnten zwar im Mittelfeld ziemlich nach Belieben den Ball laufen lassen, auch in den Strafraum gelangten die DFB-Kicker problemlos einige Male. Dort aber taten sie sich schwer.
Bereits in der 6. Minute lag den deutschen Fans der Torschrei erstmals auf den Lippen, um doch nur in einem Raunen zu enden, als Müller frei stehend im Strafraum an Torwart Stephan Andersen scheiterte.
In der 20. Minute jedoch wurde dann gefeiert: Torjäger Mario Gomez, um den sich auf Seiten der Dänen meist Kapitän Daniel Agger kümmerte, bediente den allein gelassenen Lukas Podolski, der etwa acht Meter vorm Tor lauerte. Der Jubilar tat in seinem seinem 100. Länderspiel das, was ihn im 103. Länderspiel nach Kiew ins Finale dieser Europameisterschaft bringen soll, er traf - zum 1:0.
Doch Holland-Bezwinger Dänemark wusste prompt eine Antwort. Nach einer Ecke bediente Nicklas Bendtner (FC Arsenal) den nur 1,70 Meter großen Michael Krohn-Deli, der sich per Kopf mit dem Ausgleich bedankte (24.). Souverän wirkte die DFB-Defensive, in der Lars Bender den gesperrten Jerome Boateng ersetzte, in diesem Moment keinesfalls.
Immer wieder war von den Dänen vor dem Spiel die Geschichte bemüht worden, der Mythos von 1992: Als eingeschworene Truppe den Europameistertitel holen, gut gelaunt und immer füreinander da. Team Denmark 2012 hatte am Ende nicht ganz das Zeug um weiterzukommen, Portugal wurde Zweiter in der »Todesgruppe«.
Die deutsche Mannschaft gab derweil Anlass zum Rätseln: Sie bemühte sich auch nach dem Wechsel nach Kräften, war aber nicht so schlagkräftig wie gewohnt. Und die Dänen hatten weiterhin ihre Chancen, so zum Beispiel als Jakob Poulsen in der 51. Minute aus 20 Metern nur knapp links an Manuel Neuers Tor vorbeischoss.
Es war schließlich der EM-Neuling, der die Deutschen erlöste: Lars Bender aus Leverkusen war nach einem Konter plötzlich vorm dänischen Tor aufgetaucht. Mesut Özil spielte steil auf den eingewechselten Miroslav Klose. Der Routinier jedoch kam nicht an den Ball, sondern der mitgelaufene Bender. Der 23-Jährige blieb ganz cool und schob den Ball an Andersen vorbei: 2:1 in der 80. Minute. Ein später Lohn für die steten Mühen, doch unterm Strich ein Sieg ohne Glanz.
Download: Spielplan und Ergebnisse
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.