Neue Erzieher braucht das Land
Die Bundesagentur für Arbeit startet eine Initiative
Der Vorstoß der Bundesagentur für Arbeit (BA) kam nicht überraschend. Anfang Juni hatte die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bereits vorgeschlagen, Beschäftigte der insolventen Drogeriekette Schlecker zu Erzieherinnen umzuschulen. Gestern äußerte die Bundesbehörde nun ihren Willen, 5000 Langzeitarbeitslose zu Erziehern auszubilden, um den Fachkräftemangel in der Branche zu mindern. »Unter Langzeitarbeitslosen haben wir etwa 800 000 Menschen, die zumindest die schulischen Voraussetzungen dafür erfüllen«, sagte das Vorstandsmitglied der BA, Heinrich Alt, der »Rheinischen Post«. Er hält es für realistisch, unter ihnen 5000 Erwerbslose als Erzieher ausbilden zu können. Voraussetzung hierfür sei aber kein Zwang. »Für diesen Beruf kann man nicht nach Aktenlage entscheiden«, betonte Alt.
Bernhard Eibeck, Referent der Gewerkschaft GEW, begrüßt diesen Vorstoß der BA. »Gerade Langzeitarbeitslosen könne dies eine neue Perspektive eröffnen«, sagte er gegenüber »nd«. Er hofft darauf, dass diese Ausbildungen auch entsprechend gefördert werden. Denn bislang würden nur Umschulungen mit einer verkürzten Ausbildungszeit unterstützt - Ausbildungen zum Erzieher ließen sich aber nicht straffen.
Der Fachkräftemangel im Erziehungswesen ist seit längerem in der Diskussion. Nach Berechnungen des Städte- und Gemeindebundes fehlen im August 2013, wenn ein Anspruch auf einen Kita-Platz für unter Dreijährige gilt, bundesweit noch 16 000 Tagesmütter und 14 000 Erzieher. Deshalb regte der Geschäftsführer des Bundes, Gerd Landsberg, dazu an, den Bundesfreiwilligendienst in die Kitas zu lassen.
Eibeck lehnt dies ab. »Freiwillige brauchen wie Praktikanten selbst Anleitung.« Daher seien sie wenig dazu geeignet, um die Gruppengröße zu verringern. Einen Mangel an ausgebildeten Pädagogen werde es noch über Jahre geben, prognostiziert Eibeck. »5000 Erzieher reichten für eine Trendwende nicht aus.«
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