Clinton auf Dulles-Spuren in Laos

Erstmals nach 57 Jahren besuchte wieder ein USA-Außenminister die laotische Hauptstadt

  • Alfred Michaelis, Vientiane
  • Lesedauer: 2 Min.
57 Jahre lagen zwischen dem vorherigen Besuch eines Außenministers der USA in Laos und der eintägigen Stippvisite Hillary Clintons in dieser Woche.

Zwischen dem Besuch von John Foster Dulles und dem von Hillary Clinton regneten im Indochina-Krieg etwa 3 Millionen Tonnen US-amerikanische Bomben auf das Land am Mekong. 30 Prozent davon sollen nicht explodiert sein, rechnerisch also rund eine Million Tonnen. Experten schätzen die Zahl der Opfer nicht explodierter Sprengkörper, im Fachjargon UXO genannt, seit Ende des Krieges auf 20 000.

Vor dem Clinton-Besuch hatten sich sechs vormalige US-Botschafter in Laos in einem gemeinsamen Brief nicht nur für das Zustandekommen der Reise eingesetzt, sondern auch für eine klare Aussage zur weiteren Unterstützung bei der Räumung der gefährlichen Altlasten. Dennoch war klar, dass der Besuch anderen Prioritäten folgen würde. Die USA verstärken ihre Aktivitäten im asiatisch-pazifischen Raum und verfolgen mit sichtlichem Missfallen, dass ein Land nach dem anderen in den chinesischen Orbit schwenkt. Laos ist diesbezüglich »führend«. Die laotisch-chinesischen Beziehungen werden massiv ausgebaut.

Immerhin soll Laos in diesem Jahr nach 14-jährigen Verhandlungen Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Übereinkunft zur Gründung einer Laotisch-US-amerikanischen Handelskammer zu sehen.

Was sich in der Pressemitteilung als »Diskussion über die Mekong-Kommission und die Initiative Unterer Mekong« liest, war tatsächlich das Unbehagen der USA über das unklare laotische Vorgehen im Zusammenhang mit dem geplanten Bau eines Wasserkraftwerks am Mekong-Hauptstrom bei Sayaboury. In jüngster Zeit hatte es mehrere Veröffentlichungen gegeben, in denen laotische Meldungen über einen Aufschub des Vorhabens mit den tatsächlichen Bauarbeiten verglichen wurden.

Letztlich kam auch das UXO-Problem zur Sprache. Allerdings nach dem für die USA wichtigeren Thema der im Krieg vermissten Militärs. Noch immer werden die Überreste von mehr als 300 USA-Bürgern gesucht, die in Laos - mit dem angeblich nie Krieg geführt wurde - verschollen sind. Seit 1987 arbeiten beide Staaten an der Suche. Seit 1997 unterstützen die USA auch das UXO-Programm in Laos, das schon Jahre zuvor von UN-Organisationen und anderen Gebern ins Leben gerufen wurde.

Frau Clinton setzte ein Zeichen, als sie in den wenigen Stunden ihres Aufenthalts in der laotischen Hauptstadt das Vientianer Orthopädie- und Prothesenzentrum besuchte und mit Opfern explodierter Sprengkörper ins Gespräch kam, die erst viele Jahre nach Kriegsende geboren wurden. Immerhin eine »schmerzliche Erinnerung an die Jahre des Vietnamkrieges«. Danach wurde sie aber wieder ganz Weltmacht, indem sie verkündete, dass »die internationale Gemeinschaft sich uns in unseren Anstrengungen anschließen wird, diese Hinterlassenschaft des Vietnamkriegs zu einem sicheren Ende zu bringen«. UXO Lao listet derzeit 15 Staaten und Organisationen als Geber auf, die Mehrzahl davon schon seit vielen Jahren.

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