Anschlag auf Assads Machtzentrum

Verteidigungsminister Syriens und Schwager des Präsidenten getötet

  • Karin Leukefeld, Damaskus
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei einem Sprengstoffanschlag in Damaskus sind am Mittwochmorgen mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen.

Die Einschläge kommen näher: In einem Gebäude der Nationalen Sicherheitskräfte unweit des inzwischen weitgehend verwaisten Diplomatenviertels Malki im Zentrum von Damaskus fielen am Mittwochmorgen fünf Menschen einem Selbstmordanschlag zum Opfer.

Unter den Toten sind der syrische Verteidigungsminister Daud Radscheha (65) und dessen Stellvertreter Assef Schawkat. Schawkat ist der Schwager von Präsident Baschar al-Assad. Der Chef der staatlichen Sicherheitskräfte, Hisham Bakhtiar, wurde schwer verletzt und musste einer Notoperation unterzogen werden. Innenminister Mohammad al-Schaar wurde ebenfalls verletzt, soll sich aber in einem stabilen Zustand befinden. Am späten Mittwochnachmittag wurde bekannt, dass auch der pensionierte General und Präsidentenberater Hassan Turkmani bei dem Anschlag getötet wurde. Zum Nachfolger des getöteten Radscheha wurde General Fahd Dschasim al-Fredsch ernannt.

Im Staatsfernsehen wurde das Programm unterbrochen und zeigte man Bilder des Verteidigungsministers mit einem Trauerflor. Dazu wurde die Nationalhymne gespielt. Rajhaa war ein orthodoxer Christ und wurde allgemein als korrekt und zurückhaltend geschätzt. Beobachtern zufolge gehörte er nicht dem inneren Machtzirkel der Regierung an.

Syrische Quellen sprachen von einem Selbstmordattentäter, der offenbar über das morgendliche Treffen der Spitzenpolitiker informiert gewesen sein muss. Unbestätigten Berichten der Nachrichtenagentur Reuters zufolge soll ein Leibwächter von Assef Schawkat der Täter gewesen sein. Eine »politische Quelle« bestätigte der libanesischen Onlinezeitung »Al Akhbar«, die Explosion habe sich in dem Gebäude ereignet.

Nach Bekanntwerden übernahm eine islamistische Gruppe »Liwa al-Islam« Verantwortung für den Anschlag. Auch ein Sprecher der »Freien Syrischen Armee« erklärte, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Der Angriff sei Teil der Operation »Damaskus Vulkan«, mit dem bewaffnete Aufständische in Vororten der syrischen Hauptstadt seit Sonntag militärische Kontrollposten angegriffen haben. Unterschiedlichen Quellen zufolge sollen seit Beginn der Angriffe mindestens 60 Soldaten und Sicherheitskräfte getötet worden sein. Ein Sprecher der »Freien Syrischen Armee« sagte, man habe 180 Offiziere und Soldaten auf der Todesliste.

Auch die deutsche Kanzlerin meldete sich zu Wort: Die Nachrichten des staatlichen Fernsehens in Syrien über den tödlichen Anschlag auf Verteidigungsminister Daud Radscheha zeigten, dass es dringend Zeit sei, die nächste UN-Resolution zu verabschieden, sagte Angela Merkel am Mittwoch in Berlin. Alle Staaten der internationalen Gemeinschaft sollten nun daran mitwirken, »dass die Verletzung der Menschenrechte dort ein Ende hat«.

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