Zweifelhafte Motive

Kommentar von Christian Klemm

  • Lesedauer: 1 Min.

Entdecken die Liberalen jetzt ihr Herz für Flüchtlinge? Es scheint bald so, schenkt man den Worten von Hartfried Wolff Glauben. Der FDP-Politiker forderte am Wochenende, Asylbewerbern grundsätzlich den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erlauben. Denn der ist ihnen zunächst verbaut: Schutzsuchende werden - falls sie es überhaupt bis in die Bundesrepublik geschafft haben - in ein Heim gesperrt und sind dort in der Regel zum Nichtstun verdammt. Ein Jahr dürfen sie keinem Broterwerb nachgehen, bis zum vierten Jahr ist er ihnen nur erlaubt, wenn sich kein Deutscher für die Stelle findet. Asylbewerber machen deshalb oft die Drecksarbeit, für die sich Deutsche zu schade sind. Dass Wolff diesen Rassismus von Staats wegen abschaffen will, ist gut und richtig.

Seine Motive allerdings lassen daran zweifeln, dass er vorrangig an das Wohl der Betroffenen gedacht hat. Vielmehr hat Wolff den Fachkräftemangel und damit das Wohl der Unternehmen im Auge. Gut ausgebildete Arbeitnehmer - vor allem im Maschinenbau und der IT-Branche - sind hierzulande Mangelware. Warum nicht auch in den Asylbewerberheimen auf die Jagd nach klugen Köpfen gehen? Dass weder die nach Deutschland geflüchtete Roma-Familie aus Serbien noch der Analphabet aus Afghanistan davon profitieren, dürfte der FDP ziemlich egal sein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.