Vier bis sechs Augen
Im Organspende-Skandal wird nun über mögliche Verbesserungen bei der Kontrolle von Transplantationen diskutiert
Berlin/München (dpa/nd). Im Organspende-Skandal gerät auch die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in die Kritik. »Auch die DSO muss sich einer kritischen Überprüfung unterziehen«, sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«. »Ihre Strukturen müssen weiter verbessert werden.« Die DSO ist als Koordinierungsstelle verantwortlich für die Organisation der Entnahme und Konservierung von Organen sowie für deren Transport.
Günter Kirste, der medizinische Vorstand der DSO, sieht die Stiftung jedoch nicht von dem Skandal betroffen. »Betroffen sind die Transplantationszentren, die unter Aufsicht der Länder stehen«, sagte er der Zeitung. Kirste wies darauf hin, dass es per Gesetz eine Trennung zwischen Organspende, Verteilung und Transplantation gebe. »Am Ende muss eben viel mehr kontrolliert werden, als es bisher geschehen ist.« Am 27. August will Gesundheitsminister Bahr mit Verbandsvertretern mögliche Änderungen per Richtlinien, Verordnungen und Gesetze beraten.
Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hatte nach einem Sondertreffen von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen angekündigt, ein »Vier-Augen-Prinzip« in den ärztlichen Richtlinien zu verankern. Bei der Anmeldung für die Warteliste und Organzuteilung soll ein nicht direkt mit der Transplantation befasster Arzt beteiligt werden.
Das Bundesgesundheitsministerium schlug ein »Sechs-Augen-Prinzip« vor. Damit sollten etwa Manipulationen von Labordaten vor Transplantationen verhindert werden, schrieb Ministerialdirektorin Karin Knufmann-Happe in einem der dpa vorliegenden Brief an die Bundesärztekammer. »Neben der bereits angedachten Kontrolle durch einen Laborchemiker, der nicht der Abteilung Chirurgie angehört, aber noch im Bereich des Klinikums tätig ist, könnte eine dritte Person in den Prozess einbezogen werden.«
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