SPD-Urwahl bleibt vage Debatte
Peer Steinbrück sieht das Recht der ersten Machtansage bei Parteichef Sigmar Gabriel
Peer Steinbrück schließt eine Urwahl aus. Gerade hatten sich erste Stimmen für eine solche Variante zur Bestimmung des Kanzlerkandidaten der SPD erhoben, da wirft der einstige Bundesfinanzminister von Angela Merkel (CDU) Sand ins basisdemokratische Debattengetriebe seiner Partei. »Es wird keiner der drei Kandidaten gegen den anderen kandidieren. Das halte ich für sicher«, sagte Steinbrück dem Bielefelder Westfalen-Blatt.
Steinbrück, der nach einem furiosen Comeback in die öffentliche Wahrnehmung als Manager der Eurokrise und damit quasi gesetzter Kanzlerkandidat neben SPD-Chef Sigmar Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier gerade ins Hintertreffen zu geraten schien, hat sich damit erneut als staatsmännisch erwiesen. Gabriel sei in der Kandidatenfrage aus seiner Sicht als erster am Zug, so Steinbrück. »Wenn der Parteivorsitzende aus seiner Rolle heraus sagt: ›Ich erhebe den Anspruch zu kandidieren‹. werden Frank-Walter Steinmeier und ich ihm das nicht streitig machen«, sagte der sozialdemokratische Buchautor und Vortragsreisende. Eine Kampfabstimmung zwischen ihm und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier schließt er aus. »Frank-Walter Steinmeier und ich haben so ein Verhältnis, dass wir nicht gegeneinander antreten würden.«
Zuvor war der Ruf nach einer Urwahl in der Partei laut geworden. Der Bochumer Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer, Chef der NRW-Landesgruppe der SPD im Parlament, war von der WAZ-Mediengruppe mit der Prophezeiung zitiert worden: »Wenn es mehrere Kandidaten gibt, dann wird es auf jeden Fall einen Mitgliederentscheid geben. Das wäre das beste für die Partei.« Auch Dortmunds SPD-Chef Franz-Josef Drabig wird als Befürworter angeführt. Angestoßen hatte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin die Diskussion, er hatte eine Urabstimmung der Mitgliedschaft »eine tolle Sache« genannt. Die Forschungsgruppe Wahlen sah Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück im direkten Kanzlerkandidatenvergleich mit Merkel (54 Prozent) übrigens mit 37 und 36 Prozent klar unterlegen. Sigmar Gabriel bringt es nur auf 28 gegen 63 Prozent.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.