Solarunternehmen Q-Cells geht an Südkoreaner

  • Lesedauer: 3 Min.

Dessau-Roßlau (dpa). Das insolvente Solarunternehmen Q-Cells wird vom südkoreanischen Mischkonzern Hanwha übernommen und ist damit erst einmal gerettet. Die Gläubigerversammlung stimmte am Mittwoch dem Verkauf mit großer Mehrheit zu, wie ein Sprecher des Insolvenzverwalters in Dessau-Roßlau mitteilte.

1250 der weltweit 1550 verbliebenen Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben, davon etwa 750 am Stammsitz in Bitterfeld-Wolfen, im so genannten Solar Valley im südlichen Sachsen-Anhalt.

Weitere rund 500 Jobs bleiben in Malaysia. Gleichzeitig bedeutet dies aber den Abbau von rund einem Drittel der Belegschaft in Deutschland - vor allem in der Verwaltung. Forschung und Produktion sollen aber verzahnt und erhalten bleiben. Hanwha will insgesamt 250 Millionen Euro in das Unternehmen stecken.

«In diesem für Q-Cells extrem schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfeld ist es ein großer Erfolg, dass es gelungen ist, nicht nur Forschung und Entwicklung, sondern auch die Produktion am Standort Bitterfeld-Wolfen zu erhalten», sagte Insolvenzverwalter Henning Schorisch.

Er bedauere den Verlust von Arbeitsplätzen, aber mit Hanwha habe Q-Cells einen starken Partner gefunden. Nun gebe es wieder eine langfristige Perspektive. Für die zu entlassenden Mitarbeiter stellte er eine Transfergesellschaft in Aussicht.

Nach einer ganzen Reihe von Hiobsbotschaften mit Insolvenzen und Schließungen in der schwer gebeutelten deutschen Solarbranche gilt die Q-Cells-Rettung als Hoffnungsschimmer. Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) flog am Mittwoch nach Südkorea und will an diesem Freitag mit der Hanwha-Führung sprechen. Dabei soll auch die künftige Entwicklung von Q-Cells diskutiert werden.

Q-Cells hatte im April Insolvenz angemeldet. Wie auch eine Reihe von anderen Solarfirmen hatte vor allem der Preisdruck aus China dem Unternehmen schwer zugesetzt. Zuletzt hatte dann auch ein Streit unter den Anleihegläubigern eine Rettung ohne Insolvenz unmöglich gemacht.

Mit Hanwha war bereits am Sonntag ein Kaufvertrag unterzeichnet worden. Darüber mussten noch die Gläubiger befinden. Zuletzt hatte neben dem Konzern aus Asien auch das Unternehmen Isofoton aus Spanien Interesse an Q-Cells bekundet. Der Insolvenzverwalter hatte aber den strategischen Plänen der Koreaner den Vorzug gegeben.

Die Solarbranche ist einer der großen Hoffnungsträger in den industrieschwachen neuen Bundesländern. Viele Firmen waren - auch mit millionenschwerer Förderung der Länder und des Bundes - groß geworden und hatten die Technologie zur Herstellung von Strom aus Sonnenlicht stark verbessert. Unter anderem immer niedrigere Preise für Solarzellen aus China lösten dann aber eine Pleitewelle aus.

Keine Lösung gab es bislang etwa für den Q-Cells-Ableger Sovello mit einst 1200 Arbeitsplätzen, das eine besonders energieschonende Methode zur Herstellung von Solarzellen entwickelt hatte. Andere Unternehmen wie First Solar aus den USA hatten angekündigt, ihre deutschen Werke zu schließen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.