Werbung

Wiederkehr

Alberto Barbera ist neuer (und alter!) Chef des Filmfestivals von Venedig

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Das älteste Filmfestival läuft seit gestern. Venedig. Es geht mit ersten Schritten in ein neues Leben: weniger Filme, ein Filmmarkt und ein Spezialprogramm für junge Regisseure, Autoren und Kameraleute aus aller Welt. Sie treffen mit renommierten Mentoren zusammen, entwickeln einen Stoff, erhalten Geld - drei Projekte werden aus 15 Entwürfen ausgewählt, und die fertigen Filme laufen dann beim Festival in der Lagunenstadt.

Der Geburtshelfer der Neuerungen ist gleichsam ein Alter: Alberto Barbera war bereits Festivalchef, 1999 bis 2001 - damals gehörte er zu den Intellektuellen Italiens, die sich gegen die Regierung Berlusconi zur Wehr setzten. Barbera kostete dies den Posten.

Geboren wurde er 1950 in Biella. Er studierte Filmgeschichte und arbeitete danach in der Assoziation der italienischen Filmkunsttheater. Ein Mann geschickter Verknüpfung von analytischem Geist und organisatorischer Lust. Er schrieb Filmkritiken für die Tageszeitung »La Gazzetta del Popolo«. Auch für Fachzeitschriften verfasste er Essays, war Stammautor für »Città«, »La Stampa«.

Kritik verstand er in erster Linie als Weiter-Erzählung eines Films mit den Mitteln einer Sprache, »die Schatz sein möge, nicht Vokabular - ich mag keinen Journalismus, der im Übermaß zum Geständnis bereit ist, dass ihm poetische, sprachbildnerische Gabe fehlt. Aufs Einfachste verstanden zu werden, ist nicht unbedingt ein Lob.« Seine publizistische Eigenart erhob ihn zum engen Partner von Schriftstellern, er schrieb Drehbücher, bekam eine Kinosendung im Fernsehen und avancierte zur führenden Stimme der Radio-Show »Hollywood Party«.

Im poetisch veranlagten Gemüt wuchs eine Kraft, die in aureatischer Wirkung auf Andere bestand. Barbera entdeckte sich quasi als Klimaproduzent, als Verbindungskünstler, als Leiter, er wurde Direktor des Filmfestivals von Turin, 1999 dann der Weg nach Venedig. Nach dem Hinauswurf war er Direktor des Nationalen Filmmuseums von Turin.

Damals: nur zwei Jahre Venedig - Misserfolg kann ein Adel sein. Jetzt die Neugeburt und Hoffnung auf ein längeres (Amts-)Leben.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.