Keine Amnestie für Dopinggeständnisse

Radsport: Vor den WM-Rennen verwirft der Weltverband UCI die Idee, Geständnisse zu erleichtern

  • Andreas Zellmer, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Die angedachte Doping-Amnestie für geständige Radprofis ist vom Tisch. Die UCI-Delegierten sprachen sich zwei Tage vor Ende der Straßen-WM in Valkenburg dagegen aus.

Der Radsport will sich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen - Amnestie-Überlegungen sind vom Tisch. Die Delegierten des Weltverbandes UCI haben die von Präsident Pat McQuaid ins Spiel gebrachte mögliche Straffreiheit für Radprofis, die Dopinggeständnisse ablegen, verworfen. Der umstrittene Ire hatte vor zwei Wochen eine mögliche Amnestie, die Jahre der Lance-Armstrong-Ära von 1999 bis 2005 betreffend, in die Diskussion gebracht.

»Wir müssen uns auf die Gegenwart konzentrieren und nicht so sehr auf die Vergangenheit«, beschloss das UCI-Management-Komitee und wies den Vorstoß zurück. Das bestätigte UCI-Sprecher Enrico Carpani der Nachrichtenagentur dpa nach dem UCI-Jahreskongress am Freitag am WM-Ort Valkenburg/Niederlande.

Am Freitag wiederholte McQuaid, sein Verband habe »niemals eine positive Dopingkontrolle von Lance Armstrong noch von einem anderen Athleten« vertuscht. Den Manipulationsvorwurf hatte zuletzt indirekt der ehemalige Armstrong-Helfer Tyler Hamilton in seinem Buch »The Secret Race« geäußert. Ähnliches hatte davor auch schon der geständige Ex-Profi Floyd Landis erklärt.

Beide behaupteten, Armstrong hätte ihnen gegenüber zugegeben, dass eine Dopingprobe der Tour de Suisse 2001 positiv gewesen sei, die UCI ihm aber den Rücken freigehalten hätte. UCI-Chef war damals der McQuaid-Vorgänger und jetzige Ehrenpräsident Hein Verbruggen.

McQuaid kündigte Sanktionen gegen Armstrong an, wenn die Unterlagen der US-Anti-Doping-Agentur USADA vorlägen und »harte und saubere« Beweise lieferten. Die US-Behörde hatte Armstrong schuldig gesprochen, systematisch gedopt und Handel mit Dopingmitteln betrieben zu haben. Der 40-jährige Texaner, der Doping weiter bestreitet, sich gegen USADA-Vorwürfe aber nicht mehr wehren will, war daraufhin lebenslang gesperrt worden und verlor alle seine sieben Tour-de-France-Siege. Die kann allerdings nur die UCI aberkennen.

Eine USADA-Sprecherin hatte zu Beginn der WM auf Anfrage erklärt, die umfangreichen Armstrong-Akten gingen der UCI und der Anti-Doping-Agentur WADA »in den kommenden Wochen« zu. Die Urteilsbegründung der USADA könnte Grundlage für UCI-Sanktionen gegen Armstrong sein. Ein grundlegendes Umlenken im dopingverseuchten Radsport hatte zu Beginn des Monats das ehemalige Mitglied im UCI-Management-Komitee, Sylvia Schenk, gefordert - allerdings nicht unter dem bisherigen Präsidenten. »Bei McQuaid sind grundsätzliche Zweifel angebracht, ob er der Sportart durch eine radikale Umkehr wieder zu mehr Glaubwürdigkeit verhelfen kann«, hatte die frühere Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) der dpa erklärt. Die Juristin Schenk ist Sportbeauftragte im Vorstand von Transparency International.

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