Asse: Bergung von Fässern kaum möglich
Gabriel fordert Klarstellung von Altmaier
Berlin (AFP/nd). Der Vorsitzende der Entsorgungskommission des Bundes, Michael Sailer, hat große Zweifel an der Rückholbarkeit der Atommüllfässer aus der Asse geäußert. Als Alternative schlug er am Samstag vor, Barrieren vor diejenigen Asse-Kammern zu bauen, in denen Müll lagert. SPD-Chef Sigmar Gabriel, in dessen Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel das Endlager liegt, kritisierte dies scharf und forderte eine Klarstellung von Umweltminister Peter Altmaier (CDU).
»Die Rückholung entwickelt sich immer mehr zur ›Mission Impossible‹«, sagte Sailer der »Frankfurter Rundschau« vom Wochenende. Im Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel lagern rund 126 000 Atomfässer, die nach den Plänen des Bundesumweltministeriums geborgen und in ein anderes Endlager gebracht werden sollen.
Das Bergwerk drohe einzustürzen und mit Wasser »vollzulaufen«, sagte der Vorsitzende der Entsorgungskommission des Bundes (ESK). Die Wassermenge, die in die Asse gelange, könne »plötzlich rasant ansteigen«. Derzeit werde das Wasser in der Asse aufgefangen, über Tage gebracht und entsorgt. »Bei deutlich größeren Mengen wäre das nicht mehr durchführbar«, so Sailer. Es bestehe dann die Gefahr, dass Radioaktivität unkontrolliert ins Grundwasser gelange.
Der ESK-Chef schlug als Alternative vor, Barrieren vor die Asse-Kammern zu bauen, in denen Atommüll lagert. Parallel sollten möglichst viele der Hohlräume im Bergwerk mit Feststoff verfüllt werden. Der Vorteil sei, dass im Falle eines »Absaufens« der Asse jede bis dahin realisierte Maßnahme die Gefahr für das Grundwasser mindere. Beim Konzept der Rückholung hingegen »müssten schon mindestens drei Viertel des Atommülls geborgen sein, um die Grundwassergefährdung deutlich zu senken«. Das könne 30 bis 40 Jahre dauern.
Gabriel sagte der »Braunschweiger Zeitung« vom Wochenende, Sailer versuche schon lange, mit Ferndiagnosen die Rückholung des Atommülls aus der Asse zu verhindern. Der Vorschlag des Regierungsberaters, alternativ abdichtende Betonbarrieren vor die mit Atommüllfässern gefüllten Kammer zu bauen, sei »zugespitzt eine Aufforderung zum Rechtsbruch«, sagte der SPD-Chef. Denn damit würden die gesetzlich vorgegebenen Schutzziele des Atomrechts nicht gewährleistet.
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