Das zweite Hartz der SPD

Vom SPD-Rentenkonzept hängt viel ab - auch die Entscheidung der K-Frage

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 2 Min.
Am Montag hat der Parteivorstand Sigmar Gabriels Rentenpläne auf dem Tisch. Kritik kommt von links und aus dem Osten. Und die Union prescht aus Angst vor einem Alterswahlkampf vor.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat erneut betont, dass vor einer Entscheidung über die Kanzlerkandidatur erst alle inhaltlichen Fragen geklärt werden müssten. »Programmatik vor Personal«, twitterte Juso-Chef Sascha Vogt zustimmend, da habe Gabriel »absolut recht«. Und begrüßte es, »dass der Parteivorstand am Montag den Weg für eine breite Diskussion zur Rente freimachen will«.

Tatsächlich hängen beide Fragen eng zusammen in der SPD-Wahlvorbereitung. Ursprünglich hatte ein neues SPD-Rentenkonzept vor Monaten beschlossen werden sollen. Doch die Arbeitsgruppe diskutierte endlos und kontrovers. Und auch nach der Vorstellung von Gabriels Plänen riss die Kritik nicht ab.

Der SPD-Linken geht Gabriel nicht weit genug. Im Bündnis mit Gewerkschaften wird kritisiert, dass die Senkung des Rentenniveaus auf 43 Prozent nicht angetastet wird. In einem früheren Entwurf war noch von 45 bis 50 Prozent die Rede. Gabriel entschied dann anders.

Andernfalls, wird kolportiert, stünden Steinbrück und Steinmeier nicht mehr für eine Spitzenkandidatur zur Verfügung. Vor allem der Fraktionschef verknüpfe dies mit einem Festhalten an der rot-grünen »Reform«. Es sei »noch nichts entschieden«, zitiert eine Zeitung einen Vertrauten des einstigen Schröder-Intimus, »es kommt jetzt auf das Rentenkonzept an«.

Das steht am Montag auf der Tagesordnung der SPD-Spitze. Dass das Papier Gabriels komplett verabschiedet wird, hatten SPD-Linke bezweifelt - auch wenn, wie nun vorab in der »Süddeutschen Zeitung« berichtet wird, eine abschlagsfreie Rente mit 65 bei 45 Beitragsjahren in Aussicht gestellt wird. Solle das Konzept »nicht zum zweiten Hartz IV« werden, sei mehr Zeit nötig, wurde Schleswig-Holsteins SPD-Chef Ralf Stegner im Vorfeld zitiert.

Auch Sozialdemokraten, die nicht zum linken Flügel gerechnet werden, drängen auf mehr Distanz zur Union. CDU-Ministerin Ursula von der Leyen habe das Thema groß gemacht, nun müsse es die SPD mit »gerechteren« Ideen besetzten, so Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Das fürchtet auch die Union: Man könne mit dem Thema nicht punkten, so in der »Welt« ein Mitglied des Fraktionsvorstandes verbittert: »Egal, was wir tun.«

Laut »Media Tenor« hat von der Leyen das Thema Rente spektakulär auf die Agenda katapultiert, »kurzzeitig trat sogar die (...) Eurokrise in den Hintergrund«. Am Thema Altersarmut kommt nun niemand mehr vorbei. Inzwischen ruft sogar Unionsfraktionschef Volker Kauder nach einer gesetzlichen Regelung.

Die LINKE wiederum hat die Frage der Angleichung der Ost-Renten auf die Tagesordnung gesetzt. Ost-SPDler wollen diese Forderung nicht der linken Konkurrenz überlassen. Auch darüber soll heute bei der SPD debattiert werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.