»Wir haben für unseren Rüstungsbetrieb noch erheblichen Bedarf an Arbeitskräften«

Wie der Heimatverein Lüdenscheid ein düsteres Geschichtskapitel erforscht und ehemaligen NS-Zwangsarbeitern hilft

  • Lesedauer: 11 Min.
Lüdenscheid in Westfalen. Wer sich der Stadt mit ihren 25000 Einwohnern von Norden her näherte, sah bis vor kurzem einen alten Flakturm. Er wurde erst Anfang August abgerissen. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt weitgehend verschont; kaum eine Bombe fiel auf die zahlreichen Betriebe, die mit Rüstungsaufträgen ihr Geld verdienten. Von Munition über Maschinen bis zu Orden wurde hier allerhand Kriegswichtiges produziert. Nicht selten mussten sich Zwangsarbeiter daran beteiligen. Verlässt man die Stadt Richtung Süden, dann passiert man ein kleines Barackenlager. Dort hausten einst Zwangsarbeiter. Um ihr Schicksal nicht dem Vergessen zu überlassen, richtete der Heimatverein eine Forschungsstelle ein. Seitdem geht der Journalist Ulrich Sander der Geschichte der Zwangsarbeiter nach, hilft Überlebenden bei der Beschaffung von Nachweisen und stößt dabei immer wieder auf bestürzende Dokumente. Auch dank seiner Tätigkeit haben sich immerhin 16 Prozent der Lüdenscheider Unternehmer am Entschädigungsfonds beteiligt, wesentlich mehr als im Bundesdurchschnitt. Für »Neues Deutschland« berichtet Ulrich Sander über seine Arbeit.
Die Karteikarten aus der Zeit bis 1945 sind grün, weiß, rot, einige in bräunlichem Ton. Wir wissen, was die Hierarchiestrukturen jener Zeit bedeuteten und erfahren es aus den Karteikarten erneut: »Der Pole« steht tief unten, »der Russe« noch weiter darunter. Wer zwar aus der Sowjetunion oder Polen kam, aber auf eine baltische, »nichtpolnische«, ukrainische, galizische, weißruthenische oder weißrussische, volksdeutsche oder goralische Herkunft verweisen konnte, bekam in der Kartei einen besonderen Vermerk: »Kein Ostarbeiter«, »kein polnischer Zivilarbeiter«. Eine jüdische Herkunft geht aus den Unterlagen nicht hervor. Karten mit »jd« (jüdisch) statt »ev« (evangelisch) oder »rk« (römisch-katholisch) oder »grk« (orthodox-katholisch) sind schon aussortiert worden, bevor die Deportationen zur Zwangsarbeit begannen. Ich denke: So wie ich heute hat dereinst einer da gesessen und die Karten durchsucht. Die, auf denen »jd.« stand, hat er beiseite gelegt ...
Oft taucht der Vermerk »früher Kriegsgefangener« auf. Während die Kriegsgefangenen keine Zwangsarbeiterentschädigung bekommen sollen, wird man solche Vermerke zu den in Zivilarbeiter umgewandelten ehemaligen Kriegsgefangenen zu beachten haben. Auch der Hilfsarbeiter Camille Michel aus Frankreich hat den Vermerk: »Beurlaubter Kriegsgefangener. 15. 4. 45 nach Küps, Oberfranken. Abmeldung bei Landrat am 19. 2. 45«.

In Gefangenschaft

Die Forschungsergebnisse über die Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter werden durch die Unterlagen aus dem Rathaus Lüdenscheid bestätigt. Die Kartei sagt: Auch das Arbeitsamt übte Repression aus. Die Landarbeiterin Ulice Danez aus Pankna in der Ukraine kam als 39-Jährige 1943 an und wurde nach einem Vierteljahr, am 29. Juli. 1943, »verhaftet«. Am 11. Oktober 1943 wurde vermerkt: »Vom Arbeitsamt nach außerhalb verpflichtet, zuletzt bei B.-J. tätig gewesen.« Auf vielen Karten steht der Stempel: »Inhaber ist nur zum Zwecke der Arbeitsverrichtung zum Verlassen der Unterkunft berechtigt«.
Der 55-jährige Nikolai Tyrsczuk aus Wladimir-Wolinski in Polen arbeitete beim Bauern Ferd. Sp., Kreis Altena, in Heerwiese 25. Im Vermerk erfahren wir: Das Arbeitsamt hatte ihn vorgeladen, weil er noch nicht gemeldet war. Wörtlich: »Dabei ergab sich, daß er arbeitsunwillig war. Das Arbeitsamt übergab ihn der Geh. Staatspolizei in Lü., wo er inhaftiert wurde, am 10. 8. 42.« Danach erfährt man nichts mehr.
Die katholische 20-jährige Landarbeiterin und Schneiderin Josefa Czekaj aus Tropiszow in Polen floh im August 1942 vom Arbeitgeber B. an der Verse-Talsperre. Am 21. Oktober durch die Gestapo zurückgeführt, starb sie am 19. November, nach vier Wochen Behandlung durch die Gestapo im Städtischen Krankenhaus Lüdenscheid.
Die Verpflegung der Zwangsarbeiter war unzulänglich. Eine Großküche arbeitete im Auftrag des Staates und gab gegen Bezahlung das Essen an die Firmen. Diese waren oft unzufrieden mit dem Essen und kauften selbst Lebensmittel, um sie an die Zwangsarbeiter zusätzlich auszugeben, damit die geforderten Arbeitsleistungen erbracht werden konnten. So beschwerte sich die Jul. K. Schloss- und Beschlägefabrik, am 6. August 1943 bei der Großküche G.: »Im Anfang war das von Ihrer Küche gelieferte Essen zufriedenstellend, während sich dasselbe in letzter Zeit sehr verschlechtert hat und zu Klagen Anlaß gibt. Insbesondere ist die Sauberkeit zu rügen (Sand im Essen usw.) In den letzten Tagen sind mir schon 8 Ostarbeiter entflohen und mir ist zu Ohren gekommen, daß noch mehr Leute die Flucht beabsichtigen, falls sich das Essen nicht wieder bessert.«
Diesem Küchenbetrieb mussten die Firmen Arbeitskräfte zur Verfügung stellen, deren Leistung berechnet wurde. Am 4. Juni teilte die Metallwarenfabrik von E. A. Sch. der Gaststätte Friedrich G. mit: »Falls Sie diesen Monat unsere Russenmädchen noch in Anspruch nehmen, werden wir Ihnen den Lohn für die Tage in Rechnung stellen und zwar pro Tag 10 Std. á -,50 RM (Reichsmark - die Red.).«
»Vom Heimaturlaub nicht zurückgekehrt« - das steht auf so manchen Karteikarten derer aus dem Westen und Süden. »Flüchtig« steht auf anderen aus dem Osten, gar nicht mal so selten. Was wurde aus ihnen? Mit »P« für Pole oder »O« für russische Ostarbeiter auf dem einem Judenstern ähnelnden Abzeichen an der Kleidung - wie weit kam da jemand? Manche Zeitzeugen sagen, viele »Ostarbeiter« flohen nur in ein anderes Lager und wurden von den dortigen Firmen stillschweigend eingesetzt.
Oder sie wurden zur Strafe versetzt: Mieszyslaw Tomaszewski aus Posen war, als er kam, 15 Jahre alt. Er war Elektrikerlehrling und wurde als, wie es heißt, landwirtschaftlicher Arbeiter bei Wilh. L., am Ossenberg 92, eingesetzt, danach bei Eugen N., Vogelberg 148. Die Karteikarte besagt: Tomaszewski spricht deutsch. »Am 28. 2. 42 unerlaubt die Arbeitsstelle verlassen, um nach Polen zurückzukehren.« Dann: »Am 14. 3. 42 wieder nach Vogelberg zugezogen.« Schließlich: »Am 7. 12. 42 vermittelt für den Bergbau, Zeche Deilmann, Dortmund-Kurl.« Versetzungen in die Dortmund-Kurler Zeche waren häufig.
Die Lüdenscheider Zwangsarbeiter kamen oft aus der ukrainischen und russischen Gegend am Asowschen Meer (Mariupol oder Taganrog), wurden über Soest »verteilt« und gingen bei »Bedarf« in Hagen in Haft oder in Dortmund-Kurl in den Untertagebau. Überzählige Zwangsarbeiter aus dem Raum Trier/Jülich wurden oft nach Lüdenscheid versetzt.
Mancher Weg verliert sich unbemerkt. Ferdinand Wiatrak aus Prokocim in Polen war 15, als er im Mai 1940 in Brake ankam, um als Landwirtschafts-Arbeiter zu helfen. Das Passbild zeigt ein hübsches Kindergesicht, das über einem Anzug mit Hemd und Krawatte hervorlugt. Am Revers schon das »P«. Die Karte weist aus, dass Wiatrak laut Bescheinigung des Regierungspräsidenten »nicht Pol. Volkszugehöriger ist«. Am 4. Oktober 1944 »zum Schanzen«, Abmeldung an den »Herrn Landrat 21. 12. 44«. Letzte Eintragung am 22. März 45: »flüchtig«.

Junge und Alte

Ein 17-Jähriger, der aus dem Hunswinkel-Gestapo-"Arbeitslager" kam, und ein 12-jähriger (!) russischer Zwangsarbeiter sowie seine 14-jährige Schwester - sie gehören zu den schlimmsten Entdeckungen, die die Kartei bietet. Sollten die beiden Russen, Iwan und Nadja, überlebt haben, wie mag es ihnen heute ergehen? Sie müssten nun 69 und 71 Jahre alt sein. Der jüngste Zwangsarbeiter der Kartei: Miroslaw Boretzka, geboren am 13. Oktober 1931 in Tarasch, Sowjetunion, gekommen mit Mutter Stanislawa und vier Geschwistern, war bei der Ankunft im August 1943 elf Jahre alt. Die Familie geriet später nach Wittingen bei Hannover.
Nur drei Wochen alt wurde Viktor Taranin: geboren am 5. September 1944, gestorben am 26. September. Seine Eltern Feodor und Nadeschda kamen aus Plodowito. Sie waren im Lager Altenaerstr. 38 d in Lüdenscheid untergebracht, zuvor im Durchgangslager Wuppertal-Sonnborn.
Zu den ganz alten Verschleppten gehörte Ljubow Pawlowitsch, Hilfsarbeiterin aus Barnakowskaja, die am 6. Oktober 1944 mit 81 Jahren verstarb. Und die Älteste kam aus Zabore, Sowjetunion: Antonina Soltanowa, war 100 Jahre alt, als sie ankam. Sie starb am 22. April 1945 mit 102 Jahren kurz nach der Befreiung durch US-Truppen.
Immer wieder taucht in Zusammenhang mit Italienern der Begriff IMI-Lager auf. Dazu heißt es in »Das nationalsozialistische Lagersystem«: »Nachdem Mussolini am 25. 7. 1943 gestürzt worden war und der neue Ministerpräsident Badoglio am 3. 9. 1943 mit den Alliierten einen Waffenstillstand geschlossen hatte, entwaffnete die Wehrmacht schlagartig die Soldaten des ehemals verbündeten italienischen Heers. Die übergroße Mehrheit der 725000 von den Deutschen gefangenen italienischen Militärs weigerte sich, in die Wehrmacht, die Waffen-SS oder in das neue Heer der faschistischen "Republica Soziale Italiana" von Salo einzutreten; die nichtkooperationswilligen Mannschaften wurden sofort zur Zwangsarbeit ins Reich gebracht, überwiegend in Betriebe der Rüstungsindustrie und in Bergwerke ... Die sogenannten Italienischen Militärinternierten (IMI) wurden als ehemalige Bündnispartner, die zu "Verrätern" geworden waren, besonders hart behandelt. Auch die Bevölkerung war voller Ressentiments gegen die "Imis" oder "Badoglios".« Wegen Schwerstarbeit, Unterernährung und Mangel an warmer Kleidung kamen 40000 bis 50000 italienische Kriegsgefangene ums Leben.

Spuren der Gestapo

Viktor Petrenko, Arbeiter aus Wesolojew, 25 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder, wurde am 29. 2. 1944 aus dem Arbeitslager Hunswinkel nach Lüdenscheid gebracht, ins Lager Altenaerstraße. 34 Tage später war er tot. Das Arbeitserziehungslager Hunswinkel war ein KZ der Gestapo. Solche Lager waren besonders grausam. Bei unzureichender »Arbeitsleistung, Aufsässigkeit und Arbeitsbummelei« erfolgten Verhaftungen und »Schutzhaft« im Polizeigefängnis, sodann Einlieferungen in das Arbeitserziehungslager. Es häuften sich Berichte über Fluchtversuche. Die Flucht endete vielfach mit der »Ablieferung« bei der Gestapo. Aufgegriffene Ostarbeiter wurden ab September 1943 nicht an ihren Arbeitsplatz zurückgebracht, sondern in das Arbeitserziehungslager Hunswinkel. Dort mussten sie schwerste Arbeit verrichten, die Verpflegung reichte nicht aus, Toiletten und Waschgelegenheiten waren unzureichend, die Häftlinge wurden vom Wachpersonal misshandelt.
Feodosi Fizulin, geboren 1914 in Smolensk, kam im März 1945 mit seiner Frau Alexandra (26), den Kindern Tamara (8) und Valeri (5) sowie seiner Mutter Marije (55) nach Hunswinkel. Seine vorherige Beschäftigung ist in der Kartei mit »Geh. Staatspolizei, Köln« angegeben. Durfte er deshalb die Familie dabei haben? Fizulin gehörte zu den rund 30 aufgeführten Personen, die die Berufsbezeichnung »im Dienste der Stapo Köln« führen. Allesamt kamen sie im März 1945 nach Hunswinkel, um dort die aus Köln mitgeführten Gefangenen zu drangsalieren und zu ermorden - »im Dienste der Stapo«.
Die Hermann Bolte-Akte schildert einen leitenden Gestapo-Mann aus Lüdenscheid, der für die betrieblichen Zwangsarbeitslager verantwortlich war. Ihm wurden nach 1945 Denunziationen zur Last gelegt, die zum Tod von Zwangsarbeitern führten, ermordet von Gestapo-Beamten im Zuge der sogenannten Karfreitag-Morde, kurz vor Kriegsende in Dortmund-Rombergpark und Dortmund-Bittermark. Er war bis Ende der 50er Jahre im Polizeidienst tätig und musste lediglich eine Geldstrafe zahlen. Etwa 18 Monate, bis 1947, war er interniert. Die Firma F. aus Meinerzhagen bescheinigte Hermann Bolte, »daß er stets bemüht geblieben ist, die ihm gestellten Aufgaben in großzügiger und menschlich gerechter Weise zu erfüllen«. Kein einziger Fremdarbeiter habe sich über Bolte beschwert. Bolte selbst sagte, er habe das Zwangsarbeitsprogramm der Nazis nicht gekannt, er habe nur Fremdarbeiter zu betreuen gehabt, die froh gewesen seien, ins Reich zu kommen.

Die Firmen

Frau Anna Elmiger, eine Erbin der Firma B. in Lüdenscheid, rief aus Brandenburg in der Forschungsstelle an. Sie sucht nach Anastasia und Raissa, die ihr als Kinder nahestanden. Sie kamen aus der Ukraine, die Nachnamen weiß sie nicht. Die damalige Unterkunft in Lüdenscheid ist bekannt. Auch Frau Elmigers Schwester ist an der Suche interessiert. Geplant ist Wiedergutmachung, der aber Elmigers Bruder bisher nicht zustimmt. Ich faxte an Frau Elmiger die Angaben über Anastasia Tschmyrewa, geboren am 28. September 1924, und Raissa Podstawka, geboren am 12. Januar 1923. Sie wird es mir mitteilen, wenn sie die beiden gefunden hat. Ihr Bruder ist mit der Firma B. nicht in die Stiftungsinitiative eingetreten. Bisher habe ich 24 Namen von Zwangsarbeitern aus der Unterkunft der Firma B. gefunden.
Der Geschäftsführer einer Firma rief mich an, nachdem die Grünen eine Liste nicht zahlungswilliger ehemaliger »Arbeitgeber« von Zwangsarbeitern in Lüdenscheid veröffentlicht hatten. »Wir stehen auf der Liste der Grünen. Wir haben wirklich Zwangsarbeiter gehabt. Was ist zu tun?« Ich: »Treten Sie der Stiftungsinitiative bei. Die Industrie- und Handelskammer weiß Bescheid.« Er: »Auch wieviel zu zahlen ist?« - »Es heißt, Sie haben ein bis zwei Promille vom Jahresumsatz zu zahlen.« - Der Geschäftsführer wörtlich: »Und deshalb stellen sich alle so an?«
Im Archiv liegt ein Brief der August Enders AG aus Oberrahmede (seit 1969 Stadtteil von Lüdenscheid) vom 26. September 1942. In dem Schreiben an die Landgemeinde Lüdenscheid-Land erbittet die Firma ein eigenes KZ: » Wir haben z. Zt. für unseren Rüstungsbetrieb noch erheblichen Bedarf an Arbeitskräften, speziell auch an männl. Kräften, den das Arbeitsamt z. Zt. nicht decken kann. So wären wir unter Umständen am Einsatz einer Gruppe aus Juden interessiert, wenn die Frage der Unterbringung in einem KZ-Lager gelöst werden könnte. Da es nicht angängig wäre, für unseren Betriebsbereich allein ein KZ-Lager einzurichten, fragen wir bei Ihnen an, ob nicht seitens der Gemeinde der Gedanke der Errichtung eines solchen KZ-Lagers für einen größeren Kreis interessierter Unternehmungen aufgegriffen werden könnte.«

Lüdenscheids Bürger

Immer wieder wenden sich Bürger an die Forschungsstelle. Herr Walter Balz erkundigte sich, ob zwei Zwangsarbeiter aus Taganrog, die er gut kennt, berücksichtigt werden - Alexej Lasarew und Maria Kodnjanskaja. Er möchte Menschen unterstützen, »die zu jenen Zeiten, als ihre Heimat durch uns zerstört wurde, in unseren Rüstungsbetrieben Waffen und Munition herstellen mussten«, wie er später in einem Brief schreibt.
Herr Peter Kalle brachte eine Einladung zum Gedenken an die toten Zwangsarbeiter aus dem Arbeitserziehungslager Hunswinkel am 3. September 2000 auf dem so genannten Russenfriedhof in Hühnersiepen. Seit vielen Jahren veranstaltet die VVN-BdA Lüdenscheid an jedem ersten Sonntag im September dieses Gedenken zum Antikriegstag.
Herr Trachte, 80, schwerbehindert, früher Raumgestaltermeister, bat mich, bei ihm wegen seiner Kontakte zu russischen Zwangsarbeitern vorbeizuschauen. Seine frühere Kundin, Frau C., die eine kleine Firma besessen hatte, nahm Herrn Trachtes Hilfe an, um Zwangsarbeiter aus Rostock zu unterstützen, die bei ihr beschäftigt waren. Herr Trachte war interessiert an dem Thema, weil er im Krieg in Rostow stationiert war. Für Frau C. wurde der Kontakt zu Leonid Lewtschenko hergestellt, der mit der inzwischen verstorbenen Zwangsarbeiterin Raissa, geborene Lotoschka, in erster Ehe verheiratet war. Sie war bei Frau C. Haushaltsgehilfin. Frau C. schenkte Herrn Lewtschenko 1000 Mark. Zu einer richtigen Entschädigung kam es nicht, weil dies der Steuerberater und offenbar die Erben, die Frau C.s Willen nicht ausführten, verhinderten.


Eine Ausstellung über Zwangsarbeit im Märkischen Kreis ist bis September 2001 im Drahtmuseum von Altena, Südwestfalen, zu sehen. Die Dokumentation zur NS-Zwangsarbeit in einem Landkreis soll in elf weiteren Städten gezeigt werden. Informationen im Internet: www.maerkischer-kreis.de.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.