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Al-Qaida-Führung ist erledigt

Washington betreibt Anti-Terror-Kampf wie ein Schachspiel nach Mühleregeln

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Führung von Al Qaida ist zerschlagen. Mit dieser Feststellung überraschte US-Präsident George W. Bush nicht nur seinen Gast, den pakistanischen Amtskollegen, sondern vor allem die Öffentlichkeit in den USA.
Es ist ist gerade einen Monat her, dass die US-Administration die Alarmstufe »Orange« ausrief. Vor einer Woche wurden die Enttarnung eines gefährlichen Brooklyn-Bridge-Attentäters verkündet. Das Land lebt mal wieder in Spannung. Doch am Dienstag (Ortszeit) änderte Bush plötzlich und selbst für Experten überraschend die Spielregeln seines Anti-Terror-Feldzuges. Er verkündete, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis - nun, nachdem die Al-Qaida-Führung »aus dem Weg geräumt ist« - das Netzwerk von Osama bin Laden erledigt ist. »Das kann einen Tag dauern oder es kann einen Monat dauern oder es kann Jahre dauern.« Offenbar hat das Weiße Haus seine neue Gefährdungsanalyse nicht mit der UNO synchronisiert. Deren Experten sagen in einem noch internen Bericht an den Sicherheitsrat, das Terrornetzwerk sei weiterhin weltweit mobil und gefährlich potent. Al Qaida sowie die durch den Krieg der USA gegen Afghanistan gestürzten Taliban könnten sich »Waffen und Sprengstoffe besorgen, wo und wann sie wollen«. Die Anschläge von Riad und Casablanca, bei denen im Mai mehr als 70 Menschen getötet worden waren, zeigten, dass Terroristen auch nicht vor bewachten Objekten zurückschrecken. Die UNO-Leute sind überzeugt, dass es bin Ladens Buchhaltern gelungen ist, das zumeist in legalen Strukturen versteckte geheime Finanzierungssystem aufrecht zu erhalten und zu modifizieren. Geld fließe reichlich aus kriminellem Drogenhandel, dem Zigarettenschmuggel und aus High-Tech-Kriminalität. Es werde deutlich, dass die nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001 verhängten UN-Sanktionen gegen mutmaßliche Mitglieder und Helfer von Al Qaida im Grunde wirkungslos blieben. So sei es trotz der Sanktionen bisher nicht gelungen, mutmaßliche Mitglieder der Terrororganisation, die namentlich auf einer Verdächtigenliste der UN erfasst sind, festzunehmen. Dass die Anschläge vom 11. September 2001 lediglich ein Anlass waren, den Krieg der USA gegen mutmaßliche Terroristen zu intensivieren, zeigen abermals Fakten, die gestern aus dem Weißen Haus bis zur Nachrichtenagentur AP gedrungen sind. Danach hatte man bereits unter Bushs Vorgänger Clinton - also lange vor dem Flugzeugattentaten - versucht, Osama bin Laden zu ermorden. Dazu setzte man Predator-Drohnen ein, deren Bewaffnung jedoch noch nicht ausreichend tödlich war. Im Sommer 2001 testete man daher verbesserte Flugroboter in der Wüste von Nevada, wo ein 1:1-Modell von bin Ladens Behausung errichtet worden war. Noch eine Woche vor den Selbstmordanschlägen von New York und Washington, deren Urheberschaft Al Qaida zugeschrieben wird, berieten hohe Experten der US-Regierung über die Aussichten eines Mordanschlages auf Osama bin Laden.
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