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Ein Denkmal für den Ufo-Guru

Mitten im Berner Oberland hat Erich von Däniken seinen »Mystery Park« gebaut

  • Jan Dirk Herbermann
  • Lesedauer: 4 Min.
Soll man Erich von Däniken beneiden? Der 68-jährige Schweizer raucht bis zu 80 Zigaretten pro Tag. Ebenso erhält er 800 Fan-Mails täglich und findet: »Das ist doch irre.« Er hat 62 Millionen Sachbücher, oft über Außerirdische, verkauft. Weltrekord. Seine Anhänger nennen ihr Idol liebevoll »EvD« oder »Erich« und richten Internet-Biographien ein: »1945: Im Mai brennen Erich und sein Freund Lothar beim Spielen aus Versehen die Schaffhausener Badeanstalt ab.« Später, 1970/71, saß »EvD« 666 Tage als Häftling Nr. 52 wegen Betrugs in der schweizerischen Strafanstalt Regensdorf. Bis heute hat von Däniken für alle Richter und anderen Nörgler nicht viel übrig: »Die Kritiken laufen an mir ab wie Jauche an einer Marmorsäule.« Jetzt hat sich der Guru der Fliegenden Untertassen auch noch sein eigenes Denkmal gebaut: Den Mystery Park im schweizerischen Interlaken zwischen Thuner und Brienzer See. Rings um die Realität gewordene Phantasie des gelernten Restaurantkellners von Däniken erheben sich mächtig die Spitzen des Berner Oberlandes. Daneben grasen Kühe. Ein paar Industriebrachen trüben das Bild. In der Mitte des Parks ragt ein runder, glitzernder Ball auf. Darunter erstreckt sich eine weitläufige Shopping-, Restaurant- und Fun-Zone: Hamburger, Fritten, Cola, Bier, das U-Boot Nautilus. Jede Menge Däniken-Devotionalien gibt es hier. Und natürlich alle Werke des Meisters. Abgerundet wird das Sortiment mit Swatch-Uhren und ägyptischem Nippes: Eine Sphinx, vielleicht so groß wie eine junge Hauskatze, für 3650 Franken (2400 Euro). Kreisförmig um die Mall ließ EvD »Sieben Pavillons zum Staunen« bauen. »Der Mystery Park will, wie der Name schon andeutet, geheimnisvolle Rätsel präsentieren. Und dies in einer Art und Weise, die spannend, unterhaltsam und mitreißend ist.« Er verspricht: »Wir zeigen verschiedene Möglichkeiten aus der Wissenschaft. Aber wir beantworten keine Fragen, sondern werfen sie auf.« Der Mann hat Recht. Beim Verlassen des Kommerz-Tempels schüttelt der Besucher den Kopf. Was hat uns von Däniken gesagt? Warum kostet der Eintritt in diese »wetterunabhängige Ganzjahresattraktion für Jung und Alt« satte 48 Franken (32 Euro)? Der Maya-Pavillon. Zwischen Plastikpalmen stehen ein paar Schaufensterpuppen. Sie tragen schwarze Schnäuzer, große Sombreros, haben Gitarren umgehängt. Aus den Boxen rieseln Latinoschnulzen. Der Aufgang zur Pyramide besteht aus Hartstyropor. Dann näselt die Stimme des Mystery-Park-Begleiters - in einer Art Hoch-Schweizerdeutsch - über die Geheimnisse der Maya: »Die Kalenderwissenschaft der Maya war unglaublich entwickelt. Sie kannten - zu welchen Zwecken? - das synodische, das heißt von der Erde aus betrachtete, Venusjahr mit 584 Tagen und gaben das Erdenjahr mit 365,2421 Tagen an.« Im Mega-Stones-Pavillon geht es ähnlich zu. Sphärenmusik. Eine wilde Laser-Show. Immer wieder Pyro-Nebel. Dann wieder die Näselstimme aus den Ohrmuscheln: »Wer waren sie, diese Planer in der Jungsteinzeit?« - »Weshalb taten sie, was sie getan haben?« - »Botschaften aus der Vorzeit - gedacht für wen?« Nach zwölf Minuten ist die Zeitraffer-Pädagogik am Ende. Im Pavillon Orient will die Stimme aus dem Off wissen: »Kannten, eine andere provozierende Frage, die Ägypter schon Elektrizität oder Kernbohrungen?« Eine Zeitung fragte von Däniken: Was soll der Besucher in Ihrem Park lernen? Antwort: »Pluralistisch zu denken und nicht nur mit einer Antwort zufrieden zu sein.« Immerhin: Die Kleinsten finden alles toll. Beat, ein 12-jähriger Junge aus Luzern, schwärmt: »Finde ich echt gut hier, die Lasershow und so.« Sein Bruder nickt. Und von Däniken grinst. Mit dem Mystery-Park könnte Däniken - »Multimillionär! Schön wärs!« - endlich ans große Geld kommen. Fast 90 Millionen Franken haben er und seine Partner in das Ungetüm gesteckt. Mehrere Hunderttausend Besucher pro Jahr sollen das Geld wieder zurückbringen. In den ersten Wochen jedenfalls kamen schon einige Tausend Däniken-Fans. Zwar hat er mit seinen kruden Theorien über Besucher aus anderen Galaxien »pro Jahr vielleicht drei-, vier-, fünfhunderttausend Franken« verdient. Aber: »Das Geld kam rein und ging wieder raus.« Der Mystery Park soll jedenfalls kein Mysery-Park werden. Darauf spekulieren auch Fremdenverkehrsmanager. Das Däniken-Areal zeige die Eidgenossenschaft von der »innovativen Seite«. Das ganze sei eine schöne Erweiterung des klassischen Schweiz-Images als »Schoggi-Land«. Erich von Däniken bleibt bei den Komplimenten gelassen. Für ihn zählt sowieso nur eins: EvD. Anders formuliert: »Die einen kennen mich, die anderen können mich.« (epd)
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