- Kultur
- „Freischütz“ am Maxim Gorki Theater Berlin
Die Kugel trifft Agathe
Webers „Freischütz“ als Karikatur Spätestens seit Robert Wilsons „The Black Rider“ mit der lärmenden Musik von Rock-Idol Thom Waits am Hamburger Thalia-Theater ist klar, daß die Schauermoritat „Der Freischütz“ aus dem „Gespensterbuch“ von August Apel und Friedrich Laun ein Stoff ist, aus dem sich noch immer Funken schlagen lassen. Wilson hatte in eigener Kreation lichtbuntes, faszinierendes Jahrmarkttheater gemacht. Jetzt am Maxim Gorki Theater in Berlin wird in der Studiobühne keine Neuschöpfung geboten, sondern Friedrich Kinds Text und Carl Maria von Webers Musik werden auf eine putzige Stadttheater-Klamotte minimiert, wie sie dem legendären Prinzipal Striese aus Schönthans „Raub der Sabinerinnen“ zu aller Ehre gereicht haben würde.
Ute Falkenau hat Webers „Highlights“ wie den „Jungfernkranz“ für Klavier, Fagott, Querflöte und Gitarre sowie für Schauspieler-Stimmen bear-
beitet. Wobei sich Brigitte Hube-Hosfeld (Agathe) und Alina Lieske (Ännchen) wacker schlagen. Kinds Texte sind wahrscheinlich von Thomas Kirchner, dem Regisseur nicht durchweg auf würzige, so doch auf naive Kürze reduziert. Wolfgang Hosfeld vermag als Max immerhin humorig trocken damit umzugehen.' Da ist ein unglücklicher, etwas dusseliger Liebhaber, der alles' versucht, damit ihm seine Braut nicht ein anderer wegschnappt. Der andere, Jägerbursche Kaspar von Ulrich Müller, ist einigermaßen gut gelaunt und ausgekocht. Ansonsten wird munter drauflosgemimt. Dieter Wien und Reinhard Michalke schütteln Ottokar, Kuno, Kilian und Samiel als Witzfiguren locker aus den Ärmeln.
Im übrigen ist Kinds Finale zu dem Apels zurückgewendet. Die teuflische Kugel trifft Agathe. Und Max endet im Irrenhaus. Naja, Leute!
GERHARD EBERT
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