– 30 Monate für Wehners Mann
Gericht sah Konspiration mit DDR als erwiesen an Von Herbert Kloss, Düsseldorf
Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat den einstigen SPD-Spitzenpolitiker Karl Wienand (69) der geheimdienstlichen Agententätigkeit für die DDR für schuldig befunden.
Der frühere parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion (1967 bis 1974) und Wehner-Vertraute Wienand wurde am Mittwoch nach einjähriger Verhandlungsdauer zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Sein mitangeklagter DDR-Kontaktmann, der Ex-Oberstleutnant des Ministeriums für Staatssicherheit Alfred Völkel (65) wurde wegen Spionage unter Bewährungsauflagen zu einer Geldstrafe von 4800 DM verurteilt. Beide sollen außerdem die Kosten des Verfahrens in Höhe von mehreren hunderttausend DM zahlen und Wienand weitere eine Million DM angeblich erhaltenen »Agentenlohn« an die Bundeskasse abführen.
In seiner 102minütigen Urteilsbegründung sagte Krantz, Wienand habe sich als Politiker hohes Ansehen erworben, sei aber nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag Ende 1974 »vom MfS geschickt verstrickt worden«. Ansehensmäßig und wirtschaftlich zunächst angeschlagen, habe er sich als Unternehmensberater profiliert und sich auch materielle Vorteile aus den Kontakten zur DDR erhofft.
Auch das Gericht ging davon aus, daß er bis 1975 im Auftrag des Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Herbert Wehner, den Kontakt zum angeblichen Wirtschaftsfachmann des DDR-Ministerrates Völkel gehalten hat. Danach habe er sich kontinuierlich »von 1976 bis 1989 über lOOmal« im westlichen Ausland unter konspirativen Bedingungen getroffen und die DDR-Seite informiert.
Wienand erklärte nach.dem Urteil, gegen das die Verteidigung Revision einlegte, das Gericht und die Bundesanwaltschaft hätten ihn »unbedingt zur Strecke bringen« wollen und »entlastende Gesichtspunkte« ausgeblendet.
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