Vergleichender Un-Sinn

Sie hat sich entschuldigt. Dabei könnte man es belassen. Wäre dies ein singulärer Fall. Und stünde nicht zu befürchten, dass sich dergleichen stetig wiederholt. Die irische Präsidentin Mary McAleese hat verlautbart, die Nazis hätten »ihren Kindern einen irrationalen Hass auf Juden mitgegeben, in derselben Weise, in der Menschen in Nordirland ihren Kindern einen irrationalen Hass auf Katholiken vermitteln«. »Ungeschickt« nennt sie jetzt die Wahl ihrer Worte. Ausrutscher? Freudsche Fehlleistung? Was nicht im Denken ist, kann nicht in Worte gekleidet werden. So einfach, so evident ist das. Würde jemand sich mal die Arbeit machen, Sinn und Unsinn, Nützlichkeit und Gefährlichkeit, Fauxpas und Fabel historischer Vergleiche aufzulisten - der Arme wäre nicht zu beneiden. Allein die Beispiele, die hier zu Lande jahraus, jahrein geboten werden, würden unzählige Stichworte abgeben. Jüngst hat der Holocaust-Überlebende Arno Lustiger im Bundestag an Joseph Fischers unselige und unsägliche Parallele Kosovo-Auschwitz erinnert, den in erster Reihe sitzenden Außenminister nicht nennend. Zu schreiben und zu reden wäre aber auch über zumeist unwidersprochen bleibende Gleichnisse zwischen NS-Diktatur und DDR. Auch über das immer wieder in Rede und Film bemühte (unlängst erst wieder auf zwei Sendern ausgestrahlte) Bild fliehender Hasen für »Mauertote«. Und über vieles Relativierende und Trivialisierende mehr. Nicht nur Zündel zündelt.
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