Dorf im Dorfe
Oberlausitzer Schrotholzhäuser vor Baggern gerettet Von Jochen Fischer
Sammelleidenschaft kann zuweilen (H)ausmaße annehmen. Wer sich davon überzeugen will, der sollte nach Rietschen fahren. Der Ort liegt im niederschlesischen Oberlausitzkreis, inmitten einer weitläufigen Heide- und Teichlandschaft. Zu bewundern gibt es dort ein Dorf im Dorf mit sogenannten Schrotholzhäusern. Diese 250 bis 300 Jahre alten und unter Denkmalschutz stehenden Bauernhäuser waren mit fortschreitendem Tagebau in Gefahr geraten. Die Lausitzer Braunkohle AG und die Gesellschaft zur Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung Weißwasser sorgten dafür, daß die Gebäude an ihren ursprünglichen Standorten demontiert und in Rietschen originalgetreu wiedererrichtet wurden. Und so stehen hier Häuser aus den Dörfern Viereichen, Altliebel und Zweibrücken. Als Erlichthof künden
sie von der Geschichte des Landstrichs. Die Geschichte erzählt zum Beispiel von den Heidebauern, denen die riesigen Kiefernwälder als Roh- und Baustoff dienten. Die Baumstämme wurden verkient, so daß sie länger haltbar waren, und dann mit dem Schrotbeil vollkantig geschlagen. Die Balken fügte man zusammen, ohne einen Nagel zu benutzen. Die einfache Bauweise der Häuser spricht aber auch von der Armut in der Gegend.
Heute kümmert sich ein Förderverein um die Schrotholzhäuser vom Erlichthof. Dank der Frauen und Männer gibt es bereits eine bemerkenswerte Sammlung historischer Alltagsgegenstände. Im vergangenen Jahr zog die Keramikmeisterin Ines Herack auf dem Erlichthof. Seit kurzem gibt's in einem der Häuser einen Gasthof. Die Fischgerichte, die hier serviert werden, sind wahre Leckerbissen. Der Pächter des Erlichtteiches, Ludwig Böttger, liefert täglich frischen Aal, Hecht und Zander
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