Gauck in Tschechien

Bundespräsident: »Tiefe Wunden« der NS-Besatzung

  • Lesedauer: 1 Min.
Joachim Gauck setzt bei seinem ersten Besuch als Bundespräsident in Tschechien Prioritäten. Er bekennt sich zur deutschen Schuld durch Krieg und Besatzung. Über die Vertreibung wird später geredet.

Prag (dpa/nd). Bundespräsident Gauck hat bei seinem Antrittsbesuch in Tschechien die historische Verantwortung für die Verbrechen des Hitlerfaschismus hervorgehoben. Gleichzeitig warnte er am Mittwoch in Prag davor, die deutsche Schuld mit dem Thema der Vertreibung zu vermischen. Gauck erinnerte an das »Schicksal der unschuldigen Menschen, die nach dem Krieg vertrieben wurden«. Dies sei aber bei seinem Treffen mit dem tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus nicht erörtert worden, so Gauck auf einer Pressekonferenz mit Klaus.

»Wir Deutschen wissen um die tiefen Wunden, die die Besatzung in Ihrem Land hinterlassen hat«, sagte Gauck in einer Tischrede. »Wir fühlen mit den Opfern. Und wir ehren die mutigen Tschechen, die Widerstand gegen brutale Unterdrückung leisteten.«

Klaus betonte, schwerwiegende Probleme zwischen beiden Ländern seien nicht zu erkennen. Einziges Streitthema war anscheinend die Europapolitik in der Schuldenkrise. Gauck habe bei dem Meinungsaustausch vom Hoffnungspotenzial gesprochen, er nenne das lieber Wunschdenken, sagte der Euroskeptiker. »Wir respektieren uns gegenseitig so sehr, dass wir nicht versuchen, den jeweils anderen zu überreden.«

Gauck sagte zur Europapolitik, die Lösung der Krise werde nur gemeinsam gelingen. Über den richtigen Weg müsse diskutiert werden. »Ebenso wichtig ist es aber, dass wir den Zauber des ›Wunders Europa‹ bewahren.«

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