Hollande erkennt Massaker an Algeriern an
Geste bessert bilaterale Beziehungen
»Am 17. Oktober 1961 sind Algerier, die für ihr Recht auf Unabhängigkeit demonstriert haben, durch blutige Repression getötet geworden«, erklärte der Präsident in einem Kommuniqué. Im Namen der Republik erkenne er diese Tatsachen in aller Klarheit an, verurteile sie und gedenke der Opfer.
An jenem Tag hatte die Pariser Polizei eine friedliche Kundgebung, zu der die algerische Unabhängigkeitsbewegung FLN aufgerufen hatte, brutal niedergeschlagen. Geführt wurde die blutige Repression durch den Pariser Polizeipräfekten Maurice Papon, der 30 Jahre später von seiner Vergangenheit als Kollaborateur der Nazis eingeholt und zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Er hatte 1961 die Öffentlichkeit und auch den Präsidenten General de Gaulle belogen und nur drei Tote und 55 Verletzte eingeräumt - durch Polizisten in Notwehr. Offiziell wurde diese Zahl 1998 auf 32 Tote korrigiert. Tatsächlich wurden jedoch wahrscheinlich mindestens 200 Menschen erschlagen, erschossen oder in der Seine ertränkt. Zum 50. Jahrestag im Oktober 2011 wurde Präsident Nicolas Sarkozy durch eine Petition, die unter anderem auch François Hollande unterzeichnet hatte, zur Anerkennung des Massakers aufgerufen. Das lehnte er jedoch ab. Als der sozialistische Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë, am 17. Oktober 2001 an der Saint-Michel-Brücke, von der viele Algerier in die Seine geworfen worden waren, eine Gedenktafel einweihte, wurde diese Zeremonie durch die rechte Opposition im Pariser Stadtrat boykottiert.
Jetzt hat sich besonders laut der UMP-Fraktionsvorsitzende in der Nationalversammlung, Christian Jacob, empört. Präsident Hollande habe »nicht das Recht, im Namen der Republik zu sprechen und die Ehre der Polizei infrage zu stellen«, sagte er. Die algerische Regierung dagegen würdigte die Erklärung des französischen Präsidenten als einen »guten Schritt in die richtige Richtung«.
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