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Liegen spart Kraft und schafft Komfort

CHRISTOPH HIPP aus Hamburg schwört auf sportliche Leistung und sanfte Mobilität in der Waagerechten auf dem Rad

  • Lesedauer: 3 Min.
Vor 65 Jahren hat der Leipziger Ingenieur Paul Rinkowski in deutschen Landen seine Liegevelo-Revolution gestartet. Das war ein gutes halbes Jahrhundert nach der Präsentation des Urmodells aller Liegeräder, dem französischen Fauteuil-Velociped von 1893. Heute sind bis zu 50 000 Fans der skurrilen Zwei- und Dreiräder unterwegs auf den Straßen dieser Republik. CHRISTOPH HIPP aus Hamburg, von Beruf IT-Administrator, erläutert warum. Der 50-Jährige gehört zum Vorbereitungsteam der WM für »Human Powered Vehicles« Ende Juni 2013 in Leer, Ostfriesland.

nd: Wirkt ja immer reichlich unbeholfen, wie Liegeradsportler auf ihren Kisten hängen!
Hipp: Auf den ersten Blick mag das vielleicht komisch aussehen. Die Wahrnehmung liegt aber wohl allein daran, dass wir inzwischen bereits weit über 100 Jahre eine andere Sitzposition auf dem Fahrrad gewohnt sind. Stahlross eben.

Den habe ich aber im Griff, während die Kontrolle eines Liegerades ziemlich kompliziert aussieht.
Das ist weit weniger schwierig als Sie denken. Das Fahren auf dem Liegerad erlernen Sie innerhalb kürzester Zeit.

Zwei Typen von Liegerädern gibt es: mit drei Rädern, die heißen Trikes, und mit zwei Rädern wie beim klassischen Velo. Was ist denn nun ein echtes Liegerad?
Die Radzahl ist nachrangig. Entscheidend ist die Sitz- beziehungsweise Liegeposition, und die wird ihrerseits definiert dadurch, dass die Pedalen immer vor dem Oberkörper sitzen und nicht darunter.

Kann ich da die Straße überhaupt im Blick behalten?
Bei normalen Reiseliegerädern stellt sich das Problem nicht, wegen der relativ steilen Sitzposition wie im Tretauto. Die extreme Position, die Sie meinen, wo die Beine sehr weit nach oben rutschen, ist nur für Tiefliegeräder typisch.

Kaum auf Augenhöhe mit anderen Verkehrsteilnehmern?
Zugegeben, auf einem Tiefliegerad muss man vorsichtig an Einfahrten und Einmündungen heranrollen. Anders ist es bei Reiseliegerädern mit der höheren Sitzposition. Da ist der Blickkontakt durchaus gegeben.

Welchen Vorteil hat es denn überhaupt, Liegerad zu fahren?
Das ist der unschlagbare Komfort. Wenn Sie sich nach einer längeren Pause wieder in den Sattel eines üblichen Fahrrades schwingen, werden Sie das am eigenen Körper spüren: Nach 20 bis 30 Kilometern fangen die Schultern an zu schmerzen, und die Beine schlafen ein. Solche Dinge werden Sie auf einem Liegerad nicht erleben.

Warum nicht?
Die Sitzfläche eines normalen Fahrradsattels ist relativ klein. Während sich das Gewicht im Sessel eines Liegerades auf eine viel größere Fläche verteilt, dementsprechend wird der Druck auf Muskulatur und Knochen reduziert.

Was hat Sie auf die Idee gebracht, Liegerad zu fahren?
Das Ausprobieren. Beim ersten Mal stieg ich nach 60 Kilometern ab und stellte fest: Mensch, da tut mir ja nix weh! Das war wirklich verblüffend.

Folglich kann man auf dem Liegerad große Distanzen ohne Quälerei bewältigen?
Die Strecke Hamburg - Berlin lässt sich in deutlich unter zehn Stunden packen.

Gilt der Komfort gegenüber dem Standardfahrrad eigentlich auch für Herbstwetter, wo einem der Wind beim Liegen doch volle Kanne entgegenbläst?
Regnet es richtig heftig und geht dazu noch starker Wind, werden Sie auf allen Rädern nass. So oder so. Da hilft einfach nur, sich vernünftige Regenklamotten zu besorgen.

Gespräch: René Gralla

Liegeradfahren in Berlin: www.liegerad-berlin.de; nächster Treff: Walhalla (Krefelder Straße 6, Berlin-Moabit) am 12.11.12 ab 19 Uhr; Liegeradtouren durch die Lausitz: www.lausitzer-liegeradverleih.de

Durch die Lausitz per Liegerad:



Long Beach / Kalifornien per Liegerade:

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