BLOGwoche: Journalismus im Internet
Journalismus ist eine schwierige Sache. Dabei könnte es so einfach sein: Mehr Kollaboration, mehr Inhalt, weniger Langeweile. Internet eben, kommt von »vernetzen«. Geht natürlich nicht so einfach. Es muss Geld verdient werden, und weil das so ist, schießen sich die so genannten Qualitätsmedien lieber ins Knie statt was Gutes draus zu machen. Nein, selbstverständlich habe ich keine Patentlösung für's Geldverdienen, ich bin aber auch keine Betriebswirtschaftlerin.
Alan Rusbridger, Chefredakteur des Guardian, hat die Frage, wie das mit dem Geld denn gehen soll, in Berlin vor zwei Jahren sehr souverän beantwortet. Sinngemäß hat er freundlich lächelnd erklärt, dass er als Chefredakteur Journalist sei und die Aufgabe habe, guten Journalismus zu machen. Für's Geldverdienen seien andere zuständig. Einer der wenigen deutschen Chefredakteure, die was vom Netz verstehen, Wolfgang Blau, wechselt jetzt zum Guardian. Das spricht für sich und hinterlässt in der deutschen Medienlandschaft eine Lücke.
Die Lösung liegt irgendwo zwischen anderen Vergütungsmodellen und der Nutzung des Internets für besseren Online-Journalismus. Und das heißt eben nicht, dass Print besonders schön bunt ins Netz geschubst wird, sondern dass das Potential des Internets an sich genutzt wird.
Die deutsche Online-Presselandschaft tastet sich vorwärts wie im Nebel. Beraten von Horden von Klickzahl-Steigerungs-Schlaumeiern, gefangen in unverrückbaren Vorstellungen von «Qualitätsjournalismus". (Qualitätsjournalismus ist keine Ironie, das ist völlig ernst gemeint.)
Alle für sich, sich zu Tode konkurrierend. Qualitätsjournalismus ist dann, aus Agenturmeldungen eigene zu machen. Der Journalismus besteht in dem Fall aus dem Anpassen des Vorgekauten an den Stil des jeweiligen Hauses, das Ziel ist, zuerst fertig zu sein. Ergebnis: meine Timeline wird im Minutentakt von der gleichen Nachricht, aber von den verschiedensten Medien beglückt.
Ich brauche diese Agenturmeldungen nicht. Twitter ist sowieso schneller. (...) Dazwischen Bilderstrecken zur Steigerung der Klickzahlen, weil so die Werbung gezählt wird. Irgendwann wird rauskommen, dass Online-Werbung eine auf keiner Realität basierende Luftblase ist, bei der sich alle Teilnehmenden wie Poker-Spieler gegenübersitzen und wichtig tun.
Die Autorin ist Journalistin und Medienaktivistin und lebt in Berlin; zum Weiterlesen: annalist.noblogs.org
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