Forscher wollen publizieren - und dürfen nicht

Die aus der Studie zum Doping in Deutschland ausgestiegenen Berliner Wissenschaftler fordern Ende der Beschränkungen

  • Matthias Bossaller, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Streit um die vorerst gescheiterte Dopingstudie geht weiter. Die ausgestiegene Berliner Forschergruppe stellt nun ihre Arbeit vor und wirbt für die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse. Ross und Reiter werden aber in Frankfurt (Oder) auch nicht genannt.

Die Studie zur Aufarbeitung der deutschen Dopingvergangenheit scheint gescheitert - der Streit über die Schuldfrage bleibt. Die Berliner Forschergruppe um Professor Giselher Spitzer und Sporthistoriker Erik Eggers sieht sich genötigt, die Vorwürfe vonseiten des Auftraggebers »gerade zu rücken«, so Eggers. Vielmehr wollen sie ihre Arbeitsergebnisse veröffentlichen. Dafür wollen die Forscher heute auf einer Veranstaltung an der Viadrina-Universität in Frankfurt (Oder) werben.

»Ich finde es sehr erstaunlich, dass uns Herr Vesper vorwirft, Kriminalromane zu schreiben, obwohl er unseren Bericht gar nicht gelesen hat«, echauffierte sich Eggers am gestrigen Mittwoch und fügte hinzu: »Es wird so getan, als ob wir auf Skandale aus seien. Das ist lächerlich.« Der Initiator und Auftraggeber der Studie, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), dessen Generaldirektor Michael Vesper ist, hatte bei der Präsentation von Teilergebnissen in Berlin den Forschern indirekt unterstellt, wissenschaftlich nicht korrekt gearbeitet zu haben. »Ich will einen belastbaren Bericht und keine Kriminalromane«, hatte Vesper gesagt.

Der anerkannte Sporthistoriker Spitzer, dessen Gruppe vor Studienabschluss im Streit mit DOSB und dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) aus dem Projekt ausgestiegen war, konterte: »Von wegen Kriminalroman. Knochentrockener kann unser Abschlussbericht gar nicht sein.« Spitzer möchte in Frankfurt (Oder) eine öffentliche Botschaft senden: »Unsere Ergebnisse sollen publiziert werden, und unsere Arbeit muss weitergehen«, sagte er am Mittwoch.

Allerdings soll dies ohne Behinderung und ohne Geheimhaltung geschehen. Denn das ist der Vorwurf der Forscher der Humboldt-Universität an die Adresse von DOSB und BISp: Westdeutsche Dopingpraxis solle nicht öffentlich gemacht werden. Die Arbeit, der Fördergeld vorenthalten wurde, solle zudem nicht von juristischen Hürden blockiert worden.

An der Europa-Universität Viadrina werden allerdings auch heute wieder keine Namen von dopingbelasteten Sportlern, Ärzten oder Funktionären genannt. »Wir können aus dem Bericht nichts herausgeben, weil wir sonst juristisch belangt werden«, erläuterte Eggers die Zurückhaltung. Die Forscher dürfen nichts ohne die Genehmigung des BISp veröffentlichen. »Wir wollen publizieren, und dann soll die Wissenschaft und nicht Herr Vesper oder Herr Fischer darüber entscheiden. Die haben doch keine Ahnung«, schimpfte Eggers.

Der BISp-Direktor Jürgen Fischer hatte die hohen Datenschutzstandards am Dienstag in Berlin mit dem Hinweis auf den Schutz des Persönlichkeitsrechts und der Gefahr von Schadenersatzklagen gerechtfertigt.

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