Reise ins Große Land

Der Leipziger Falko Mertel ist Teilnehmer beim 8. Deutsch-Russischen Jugendparlament in Moskau

  • Heidrun Böger, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.
Vom 12. bis 18. November findet in Moskau das 8. Deutsch-Russische Jugendparlament statt. Falko Mertel aus Leipzig hat einige Erwartungen.

Eine ganz besondere Reise hat Falko Mertel in diesen Tagen vorbereitet. Der 22-jährige Student reist am Sonnabend nach Moskau zum 8. Deutsch-Russischen Jugendparlament: »Ich freue mich, dass es geklappt hat.« Unter dem Motto »2012 - Gemeinsame Antworten auf neue Herausforderungen?« beraten rund 50 Jugendliche aus allen Teilen Deutschlands und Russlands über eigene Lösungsansätze für wichtige Probleme der Jugend beider Länder.

Das hört sich etwas abstrakt an. Doch Falko Mertel, der an der Universität Potsdam im dritten Semester Politik und Verwaltung sowie Volkswirtschaftslehre studiert, freut sich auf die anderen Teilnehmer, sowohl die deutschen als auch die russischen: »Ich bin neugierig auf sie, und ich vermute, dass ich viele Gleichgesinnte treffe, Leute, die sich für Politik interessieren.« Er fühlt sich Russland sehr verbunden, wie er sagt. Bereits als 17-Jähriger war der Leipziger ein Jahr als Austauschschüler in St. Petersburg. Bevor er dorthin kam, sprach er fast kein Russisch (»An der Schule habe ich oft nicht richtig hingehört«), heute beherrscht er die Sprache fließend, auch weil er später noch ein Freiwilliges Soziales Jahr in Russland verbrachte.

Während des Jugendparlaments, das vom 12. bis zum 18. November im Plenarsaal der Moskauer Duma tagt, sind unter anderem Treffen mit dem deutschen Botschafter Ulrich Brandenburg und dem Moskauer Oberbürgermeister Sergej Sobjanin geplant. Mertel selbst arbeitet in einem Ausschuss mit, der sich mit den Auswirkungen von neuen Medien auf Informations- und Meinungsbildungsprozesse beschäftigt. Auch Experten werden gehört.

Über ihre Diskussionsergebnisse berichten die Jugendlichen dann am 16. November beim parallel tagenden Petersburger Dialog in Gegenwart von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Wladimir Putin. Das Jugendparlament findet jedes Jahr statt, abwechselnd in Deutschland und Russland. Mertel hat sich dafür beworben. Mit Kosten ist die Reise für ihn nicht verbunden, sieht man von einem Eigenanteil von 50 Euro und der selbst bezahlten Fahrt zum Flughafen Frankfurt am Main einmal ab.

Ausgerichtet wird das Parlament von der 2006 gegründeten Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch in Kooperation mit der russischen Stiftung Internationaler Jugendaustausch. Die deutsche Stiftung hat bisher fast 100 000 Jugendlichen, Lehr- und Fachkräften einen Aufenthalt im jeweils anderen Land ermöglicht. Mertel interessiert vor allem die Frage, wie junge Leute Einfluss auf die Politik ihres Landes nehmen können. Er hat viele Freunde und Bekannte in Russland und weiß, dass gerade die Intellektuellen und gut Ausgebildeten wenig mit Politik zu tun haben wollen. Im Alltag steht für viele das wirtschaftliche Überleben im Vordergrund, das sei ein großer Unterschied zu Deutschland. Außerdem brauche man in Russland sehr gute Kontakte, um etwas zu verändern. »Wenn Jugendliche in Deutschland politisch etwas erreichen wollen, brauchen sie auch Netzwerke, aber ich glaube, insgesamt kann man hier mehr bewirken als in Russland.«

Der Student hat festgestellt, dass in der Berichterstattung über Russland das Positive zu wenig wahrgenommen wird: »Wenn ich hier in der Zeitung etwas lese, ist es überwiegend negativ geprägt.« Dabei sei vieles dort gar nicht so schlecht, und Putin hätte unter der Bevölkerung einen besseren Ruf als man hier vermuten würde. Mertel: »Er hat Stabilität gebracht, das ist für viele Russen wichtig.«

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