Rote Zahlen beim Pkw-Verkauf
Überkapazitäten bei europäischen Herstellern
Die schwache globale Konjunktur macht sich im deutschen Außenhandel bemerkbar. Im Jahresvergleich gaben die Exporte im September um 3,4 Prozent nach, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag vermeldete. Abermals gab es die stärksten Rückgänge bei den Ausfuhren in die Eurozone, während die Exporte in Drittländer die Entwicklung leicht stützten.
Die Entwicklung macht sich in den großen Industriesektoren besonders bemerkbar, wozu die Autoindustrie gehört. Die Exporte der deutschen Hersteller gingen in den ersten zehn Monaten des Jahres um zwei Prozent auf 337 000 Stück zurück, die Inlandsproduktion um drei Prozent auf 446 000 Einheiten. Zuletzt beschleunigte sich der Rückgang noch. Die starken Zuwächse in China und den USA konnten die Absatzflaute in Europa, vor allem in den Krisenländern im Süden, nicht wettmachen. Nach Angaben der Beraterfirma AlixPartners liegt der Absatz auf dem westeuropäischen Markt aktuell auf dem Niveau von 1995 und damit rund drei Millionen Fahrzeuge unter dem Niveau der vergangenen Dekade. In diesem Jahr wird mit einem Absatzrückgang von 14,5 Millionen auf 13,2 Millionen Stück gerechnet.
Angesichts der ohnehin bestehenden Überkapazitäten ist die Entwicklung besorgniserregend. Schon im vergangenen Jahr waren die europäischen Fahrzeugwerke bei deutlich höherer Produktion im Schnitt nur zu 77 Prozent ausgelastet. Die meisten Hersteller reagieren auf das Angebotsüberhang mit massive Rabatten, was die finanzielle Lage noch verschärft, und bereiten für 2013 Kostensenkungsprogramme vor. Dazu zählt neben dem üblichen Stellenabbau, der zunächst Leiharbeiter und befristete Beschäftigte trifft, auch ein massiver Preisdruck auf die Zulieferer. Unter diesen haben besonders kleine und mittelständische Unternehmen bei den Verhandlungen schlechte Karten.
Vereinzelt sind auch Fabrikschließungen angekündigt. Der französische Konzern PSA Peugeot-Citroën macht sein Werk Aulnay bei Paris mit 8000 Beschäftigten dicht und muss vom Staat mit einem Milliardenkredit über Wasser gehalten werden, Ford schließt sogar drei Werke in Großbritannien und Belgien.
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